Sandra Kranich
Oberspringende Energie
Ein Gespräch von Isa BICKMANN
Feuerwerke sind Zeichnungen mit Licht. Ihre Anziehungskraft beziehen sie aus der performativen Kraft und den Überraschungseffekten der wirbelnden Funken und des sich wie Blumen ausbreitenden farbigen Feuerregens. Die in Frankfurt lebende und arbeitende Künstlerin und gelernte Pyrotechnikerin Sandra Kranich zündet sorgfältig choreografierte Feuerwerke im Innen- und Außenraum von Kunstorten. Ihre pyrotechnischen Darbietungen agieren als formendes Material skulpturaler Gerüste und sind somit integraler Baustein des Schöpfungsprozesses. Im Ausstellungsraum hinterlassen an Aluminiumreliefs angebrachte Zünder nach dem Abbrennen Spuren an Metall und Wand. So ist auch nach Vergehen des Feuerwerks dem Geschehen nachzuspüren. Während der Zündung entstandene Fotografien halten den Vorgang fest. Im Gegensatz zu den konstruktivistisch anmutenden, zum Teil leuchtend farbigen Metallreliefs nimmt Sandra Kranichs zeichnerisches Werk, aus dem ursprünglich ihre Beschäftigung mit dem Feuerwerk entstanden ist, vegetabile und biomorphe Formen auf: Blüten und Palmen verweisen auf florale Gebilde, die mit gezündeten Raketen assoziiert werden können. Die zeichnerisch formulierte Kraft der Natur steht somit in Verwandtschaft mit der pyrotechnischen Energie. Kranichs Interesse an astronomischen Themen unterstreicht ihren ganzheitlichen Zugang und zeigt sich u. a. in der Zeichnungsserie „Vortex“, in der Strichlagen sich spiralförmig zu einem Mittelpunkt hin verdichten. Auch lässt die Künstlerin Skulpturen, die an Sterne erinnern, gezielt von Strengstoff bearbeiten, um die gestaltende Energie ihres funkensprühenden Materials nutzbar zu machen.
IB Du bist „staatlich anerkannte Pyrotechnikerin für Großfeuerwerke“. Gefällt es Dir, wenn man dich „Pyrokünstlerin“ nennt?
SK Ich mag es nicht so sehr. Doch es ist tatsächlich etwas, auf das erstaunlicherweise alle reagieren. Es…