„Schau wie groß das Feuer ist.“
von Susanne WITZGALL
Kollabierende Ökosysteme und katastrophische Brände in Arbeiten von micha cárdenas und dem Karrabing Film Collective
In vielen Gebieten der Erde ist Feuer ein fester Bestandteil von Ökosystemen und ein wichtiger Akteur bei deren Erhaltung, Verjüngung und Diversifizierung. Ohne saisonale Feuer würden beispielsweise Wald-, Buschsavannen oder Prärielandschaften in zu dichtem Gehölz oder abgestorbener Biomasse ersticken. Feuerkeimer oder Pyrophyten haben sich dem Feuer perfekt angepasst und nutzen es, um ihre Samen freizusetzen oder die Keimung zu fördern. Die regenerative Kraft des Feuers wird seit Jahrtausenden außerdem in vielen Teilen der Welt von Indigenen Völkern und traditionellen Kleinbäuer*innen eingesetzt, um durch begrenztes flickenteppich-ähnliches Abbrennen von Vegetation eine nachhaltige Landnutzung zu betreiben. Eine hohe Pyrodiversität, eine hohe räumliche und zeitliche Variation von Feuer in einer bestimmten Landschaft, korreliert nach Ansichten vieler Ökolog*innen dabei mit einer hohen Biodiversität.
Unter dem Einfluss des anthropogenen Klimawandels, der vom Menschen induzierten Veränderung und Schwächung der Ökosysteme und dem langsamen Verschwinden der alten kulturellen Praxis, mit kontrollierten Kleinfeuern zu arbeiten, hat sich die Situation jedoch radikal verändert. Steigende Temperaturen und langanhaltende Trockenphasen treiben Brände über ihre üblichen Grenzen hinaus und steigern ihre hitzige Intensität, so dass Ökosysteme sich nicht mehr erholen können. „Wir […] bezeugen“, so T. J. Demos, „eine neue Art des Feuers, welche die Zeugenschaft selbst bedroht: seine Intensität, wird uns erzählt, ist unvergleichlich und bedarf einer neuen Sprache – Feuernados, Pyro-Kumuluswolken, Wetter erzeugende Infernos, die mit achtzig Fußballfeldern pro Minute Gewalt verbreiten, was [dem Begriff] der Endgeschwindigkeit eine andere Bedeutung…