Frankfurt am Main
Stephanie Comilang
Coordinates at Dawn
Schirn Kunsthalle 25.09.2025–04.01.2026
von Ellen Wagner
Räumlich getrennt, doch in klanglich dichtem Dialog miteinander erzählen Stephanie Comilangs Videoarbeiten davon, was es heißt, sich mehr als einer Sprache und Kultur zugehörig zu fühlen. In den Zwischenräumen unterwegs zu sein, so deutet die Ausstellung an, prägt die Wahrnehmung von Entfernung und Nähe, lässt „Heimat“ zu etwas werden, das keinen Ort, sondern eine Strecke meint.
In Search for Life I und II verwebt Comilang migratorische Erfahrungen und globalen Handel. So erfahren wir von einer jungen Filipina in den Arabischen Emiraten, die eine Zweitfamilie in der K-Pop-Band „The Pixies“ findet; einer chinesische Muschelfarmerin; Tauchern der nomadischen Sama-Bajau – und dass die perfekte Perle wie ein Dumpling geformt sei. Um das zweite Video zu erreichen, steigen wir nach oben, gleichsam von unter der trüben Meeresoberfläche, von Lichtreflexen durchglitzert, in den Bauch eines Frachters, die unruhigen Träume der Arbeiter in der Nacht. Wir treffen einen Floristen, der vorher Matrose war, die Enge auf dem Schiff nicht ertrug; einen jungen Mann, der Künstler werden will, doch, um seine Familie abzusichern, zur See fährt. Jedes Jahr schickt ihm seine Mutter, die als Haushaltskraft arbeitet, Material zum Malen und Zeichnen.
Beide Videos enden mit Karaoke der Prota-gonist*innen, die mit klarer Stimme das Lied Search for Life performen. Melodie und Worte schwellen an und ab, sehr wahrscheinlich trägt man selbst die Zeilen mit sich, ertappt sich später beim versonnenen Summen. Die Ausstellung hallt nach – doch wie hängt ihre Atmosphäre poetischen Schwebens mit dem Druck zusammen, der…