Susanne Kriemann
Wo der Mensch und die Landschaft zu einem Raum werden
Ein Gespräch von Carmela THIELE
Mir ist die Arbeit von Susanne Kriemann schon vor vielen Jahren aufgefallen. Sie fordert uns heraus, immer wieder von Neuem ihren überraschenden Grenzüberschreitungen zu folgen. Zuletzt war eine solche Transformation in ihrer Ausstellung Knochen, Pech, Natternkopf (Being a Photograph) in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (GfZK) zu erleben, eine überwältigende Installation, bei der das Innen und Außen des Ausstellungspavillons in ein sich fluide anfühlendes Kontinuum verwandelt wurde. Pech steht für Pech blende, ein alter Begriff für Uraninite. Er verweist auf Kriemanns Nachforschungen zu Radioaktivität und Pflanzen, die auf industriell verseuchtem Boden gedeihen. Die ausgestellten Werkgruppen gehören zu einem Langzeitprojekt, das sich mit dem Abbau radioaktiven Gesteins in Thüringen befasst. Neueren Datums ist ihre Beschäftigung mit Mikroplastik. Erste Arbeiten mit Mikroplastik in der Wüste sind bislang erst im Ausland gezeigt worden. In ihrem Berliner Atelier sprechen wir darüber, warum die Künstlerin sich mit den Auswirkungen von Industrie und Konsum beschäftigt, was der Bergbau und die Wüste mit dem Prinzip der Fotografie zu tun haben, und wie sie die Fundstücke ihrer Exkursionen zu Akteuren bildnerischer Gestaltung macht.
CT Eine deiner Arbeiten zeigt, dass eine Lichtquelle ausreicht, um Bilder von Gegenständen zu projizieren. Warum ist dieses Prinzip wichtig für dein Werk?
SK Die Arbeit Pechblende (chapter 1) ist wie eine invertierte Form der Camera Obscura aufgebaut. In den Kästen sind „nur“ Ausrüstungsgegenstände von Bergbauarbeitern platziert und Licht. In den Kästen ist kein Projektor versteckt, sondern nur…