Berlin
Wohnkomplex
Kunst und Leben im Plattenbau
Das MINSK – Kunsthaus in Potsdam 06.09.2025–08.02.2026
von Ronald Berg
Beim Thema „Wohnkomplex“ geht es um jene vielen Neubaugebiete, die in der DDR ab den 50er Jahren bis zum Ende 80er gebaut wurden. Diese so gut wie ausschließlich in normierten und standardisiertem Plattenbau errichteten Stadtviertel waren Wohnund Lebensraum für Millionen DDR-Bürger*innen. Gegen Ende des ‚ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden‘ lebten ca. 20 Prozent der Bevölkerung im Plattenbau. Die Ausstellung im ehemaligen Terrassenrestaurant Minsk aus DDR-Zeiten, jetzt „Das MINSK Kunsthaus in Potsdam“, zeigt die Kunst als Spiegel und Kommentar zu den Verhältnissen im sog. „Wohnkomplex“, der kleinsten planerischen Einheit im DDR-Städtebau für je etwa 5.000 Menschen. Zu sehen sind rund zwei Dutzend künstlerische Positionen und ca. 50 Werke – Zeichnungen, Gemälde, Fotos, Installationen und Film.
Obwohl gerade in Potsdam die DDR-Architektur sich in einer Art Kulturkampf befindet gegen die (Wieder-)Aneignung des Stadtbildes durch heutige Kapitalinteressen, Moderne-Gegner*innen und Preußen-Nostalgiker*innen bleibt die Gegenwart der überkommenen Wohnkomplexe aus DDR-Tagen in dieser Schau ausgeblendet. Mit der Ausstellung scheinen Gastkurator Kito Nedo nur die Zeit der DDR und die unmittelbaren Wendejahre zu interessieren, vielleicht jene Jahre, die er selbst in der DDR erlebte. Der Kunstkritiker und Autor wurde 1975 in Leipzig geboren. Der Plattenbau als „Resonanzraum, der Fragen nach Zugehörigkeit, Gesellschaft und Konflikten aufwirft“, wie es die Ausstellung behauptet, kommt für die Gegenwart daher nicht vor. Vielmehr geht es um Erinnerungen. Sie enden hier in dem Moment, wo so etwas wie eine DDR-Identität erlischt – etwa wenn unauffällige Plattenbaubewohner*innen in Schwedt, Senftenberg,…