Aktuelle Studie zeigt: Mehrheit Bildender Künstler*innen kann nicht von Kunst leben

22. September 2025 · Kulturpolitik

Heute, am 22. September 2025, wurde die Studie „Von der Kunst zu leben. Die wirtschaftliche und soziale Situation Bildender Künstler:innen“, ausgeführt von der Prognos AG im Auftrag des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) und der Stiftung Kunstfonds, in Berlin vorgestellt. Sie bietet ein umfassendes Bild zur aktuellen Lage der hier lebenden Kunstschaffenden und zeigt, dass die Mehrheit der bildenden Künstler*innen in Deutschland nicht von der Kunst allein leben kann. Ein geringes Arbeitseinkommen betrifft demnach 90 Prozent der befragten Künstler*innen, die weniger als 20.000 € als jährliches Einkommen aus künstlerischer Tätigkeit erzielen.

Nur ein Fünftel der teilnehmenden bildenden Künstler*innen generiert das Einkommen ausschließlich durch künstlerische Tätigkeiten, der Rest bezieht Einkommen auch aus anderen Quellen. Daher geben 80 Prozent der Befragten Unzufriedenheit mit dem niedrigen Einkommen, finanzielle Unsicherheit und Sorge vor Wegfall von Förderprogrammen als größte Herausforderungen an. Zudem zeigt die Studie, dass weiblich Identifizierte weniger Einkommen aufweisen, im Durchschnitt mehr Care-Arbeit leisten und häufiger Teilzeit arbeiten als ihre männlichen Kollegen.

Weiterhin bilden sich die oftmals niedrigen und meist auch schwankenden Einkommen bildender Künstler*innen in ungenügender Altersabsicherung ab, was eine weitere Herausforderung der Gegenwart und Zukunft darstellt. So zeigt sich, dass 54 Prozent der Befragten mit Rentenbezug momentan monatliche Renten bis maximal 800 Euro erhalten, was deutlich unter dem Durchschnitt der gesetzlichen Rente in Deutschland von 1.099 Euro pro Monat liegt. Altersarmut und berufliche Betätigung auch über das Rentenalter hinaus sind daher nicht selten. Dabei arbeitet über die Hälfte auch der älteren Künstler*innen bereits jetzt mehr als 40 Stunden pro Woche.

Zentrales Fazit der Studie ist die Notwendigkeit verlässlicher Rahmenbedingungen, um die Arbeits- und Einkommenssituation bildender Künstler*innen nachhaltig zu verbessern. Genannt werden in diesem Zuge unter anderem verbindliche Honoraruntergrenzen und Ausstellungsvergütungen, aber auch die Stärkung der bundesweiten Infrastruktur an adäquaten Ausstellungsorten. Die befragten Künstler*innen nannten auch noch gute Bedingungen der künstlerischen Produktion, wie bezahlbare Atelierräume, mehr Förderprogramme und eine Stärkung des Urheberrechts als notwendig.

Die Studie „Von der Kunst zu leben. Die wirtschaftliche und soziale Situation Bildender Künstler:innen“ kombiniert quantitative Befragungen und Interviews, wobei 1.641 Personen die Online-Befragung vollständig ausfüllten. Von diesen gaben etwa zwei Drittel an, weiblich zu sein, und das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag bei 54 Jahren. Nach der quantitativen Online-Befragung fanden zehn Expert*innen-Interviews mit Künstler*innen statt. Beauftragt wurde die Studie vom BBK und der Stiftung Kunstfonds, gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

Karin Lingl, Geschäftsführerin Stiftung Kunstfonds betont Rolle von Netzwerke bei der Generierung von Einkommen: „Die Studie betrachtet erstmals detailliert die unterschiedlichen Einkommensarten und deren Finanziers. Die nun vorliegenden Ergebnisse bieten nicht nur präzise Hinweise für eine Spezifikation der Kunstfonds-Förderprogramme. Sie zeigen darüber hinaus, dass Bildende Künstler:innen mit ihren Partnern im „Netzwerk Bildende Kunst“, also mit Galerien, Verbänden und Kunstvereinen, eng kooperieren, um Einkünfte zu erzielen. Sie alle bedingen und verstärken sich gegenseitig. Eine konzentrierte „Initiative Netzwerk Bildende Kunst“ würde die Kunstszene insgesamt stabilisieren und bildenden Künstler:innen helfen.“

Dagmar Schmidt und Marcel Noack vom BBK Bundesvorstand führen aus: „Für den BBK Bundesverband sind die Ergebnisse der aktuellen Studie von enormer Bedeutung. Untermauert mit den belastbaren Daten über die immer noch angespannte Einkommenssituation und unzureichende soziale Absicherung der Kunstschaffenden werden wir uns als Verband weiterhin entschlossen für Verbesserungen einsetzen.“

Dazu in Band 274 erschienen:


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