Architekturbiennale Venedig: Goldener Ehrenlöwe für Donna Haraway und Italo Rota

8. April 2025 · Biennalen

Donna Haraway, Philosophin und Naturwissenschaftlerin, wird für ihr Lebenswerk mit einem Goldenen Ehrenlöwen der Architekturbiennale in Venedig ausgezeichnet. Ebenfalls für sein Lebenswerk wird posthum der 2024 verstorbene italienische Architekt und Designer Italo Rota mit einem Goldenen Ehrenlöwen bedacht. Die Preisverleihung ist für den 10. Mai 2025 angekündigt.

Donna Haraway ist emeritierte Professorin am Department für History of Consciousness und am Department für Feminist Studies an der University of California, Santa Cruz. Ihr bekanntester Text ist der postmoderne feministische Essay „Manifest für Cyborgs“ (A Cyborg Manifesto: Science, Technology, and Social-Feminist in the Late Twentieth Century, 1985), das die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine thematisiert. Schon in den 1970er Jahren begann Haraway sich mit der mit der Veränderung von Biologie und Humanwissenschaften zu beschäftigen, ihre Forschung tangiert Fragen der Soziobiologie, Kybernetik, Kommunikationswissenschaft, Verhaltensforschung und Anthropologie. Sie geht in ihren Essays davon aus, dass beispielsweise Menschen und Tiere sich gegenseitig beeinflussen und neue Verwandtschaftsbeziehungen entstehen, sie hebt dichotome Kategorien wie Mann/Frau oder Mensch/Maschine sowie die alles beherrschende Stellung des Menschen im Anthropozän zugunsten der Multispezies eines Chthuluzäns auf. Das Menschliche und das Nichtmenschliche sind hier, wie sie in “Staying with the trouble” (2016) erläutert, in tentakelartigen Praktiken verbunden. Ihre Thesen sind vor allem in einer Zeit der ökologischen und gesellschaftlichen Zerstörung wegweisend für mögliche Zukunftsszenarien.

Italo Rota, der in Mailand studierte und in den 1980er Jahren im Atelier von Franco Albini tätig war, galt als Architekt der Avantgarde, gestaltete aber auch Teile des Musée d’Orsay in Paris neu und war an Renovierungen am Centre Pompidou und dem Louvre beteiligt. in den 1990er Jahren kehrte er nach Italien zurück und machte sich mit Projekten wie der Promenade des Foto Italico in Palermo oder dem Museo del Novecento im Palazzo dell’Arengario in Mailand einen Namen. Carlo Ratti, Kurator der 19. Internationalen Architekturausstellung der Biennale, schrieb anlässlich von Rotas Tod letztes Jahr in der Bauwelt: “Seine Liebe zur Welt war intensiv, ebenso wie seine Sorge um die Klimakrise. Wenige Monate vor seinem Tod hinterließ er eine Publikation mit dem pantheistischen Titel „Only Becoming Nature Will Save Us“. Seine Ideen über die Zukunft der Zirkularität in der Designwelt inspirierten die Arbeit, die wir gemeinsam für die Kuratorenschaft der Biennale 2025 in Venedig begonnen hatten.”

Dazu in Band 273 erschienen:


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