Hamburg: Podiumsdiskussion "Die neuen Tabus"
Als der belgische Maler Paul Delvaux 1948 auf der Biennale von Venedig sein Bild „Pygmalion“ ausstellte, erklärte man es als „unmoralisch“, weil es eine nackte Frau zeigt, die eine männliche Skulptur umarmt. Auch bei der Biennale von Venedig 1954 erregte Delvaux Mißfallen mit einem gekreuzigten Heiland in Form eines Skeletts – der spätere Papst Johannes XXIII. riet vom Besuch des belgischen Pavillons ab. Rund sechs Jahrzehnte später haben wir es immer noch – oder wieder – mit erotischen und religiösen Tabus zu tun. Über diese „neuen Tabus“ diskutieren am 24. September 2019 im Hamburger Kunstverein und deren Kooperationspartner, die Katholische Akademie Hamburg, als eingeladene Gäste die Ausstellungsmacher und Journalisten Johannes Rauchenberger, Direktor des Kulturzentrums bei den Minoriten in Graz, Hanno Rauterberg, der stellvertretende Ressortleiter des Feuilleton bei der Zeit in Hamburg, Bettina Steinbrügge vom Hamburger Kunstverein und Christina Végh, Direktorin der Kestnergesellschaft Hannover. Moderiert wird die Podiumsdiskussion von der Intendantin des Kampnagel-Theaters Amelie Deuflhard: „Was darf ein Kunstmuseum zeigen und was nicht?… Angesichts gesellschaftlicher Debatten wie die um #metoo überlegen Museen heutzutage sehr genau, was sie zeigen und wie sie es tun. Auf der anderen Seite versuchen Identitäre Bewegungen, die Kunstfreiheit einzuschränken. Bei kirchlichen Kunstmuseen gesellen sich darüber hinaus noch spezifische Kontexte hinzu. Erwachsen solche neuen Tabus aus einer hypermoralisierten Gesellschaft, die es gerade in der Kunst zu entregeln gilt? Oder gibt es Fälle, bei denen die Kunstfreiheit an die Grenze anderer Freiheiten stößt ?…“ https://www.kunstverein.de
Dazu in Band 254 erschienen: