Medienecho auf die documenta 15

30. Juni 2022 · Kulturpolitik

Eine Podiumsdiskussion über die d 15 fand in Kassel nun doch noch statt. „Selten dürfte auf so hohem Niveau so weit aneinander vorbeigeredet worden sein“, mokierte sich darüber Arno Frank im „Spiegel“. Zu dieser Diskussion war auch Adam Szymczyk eingeladen, Leiter der d 14, der zu der Erkenntnis kam: „Es hilft nichts, wenn wir unterschiedliche Erinnerungen gegeneinanderstellen“. Jedoch sei die Documenta durchaus „der Ort, an dem eine andere Debatte über Erinnerung beginnen könne“. Prof. Dr. Doron Kiesel, wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, lehnt dies allerdings ab: „Ich glaube nicht, dass ein Dialog, ein Gespräch hier noch notwendig ist“. – In den Medien wird in diesen Tagen auch sonst weiterhin über die d 15 und den Antisemitismus-Skandal höchst kontrovers debattiert. „Man weiß gar nicht, was eigentlich der größere Skandal in Kassel ist, die judenhasserische Tendenz der gesamten Veranstaltung oder der Anti-Westliche Diskurs“, schreibt eiskellerberg.tv über den aktuellen Documenta-Skandal. Weiter heißt es dort: „Der Freiheitsbegriff ist mit dem Westen verbunden, wie mit der modernen Kunst. Er ist im Kern seine Stärke. Ob er auch seine Schwäche ist, wird zurzeit erneut in einem brutalen, blutigen Krieg in Europa ausgefochten.“ Der Krieg in der Ukraine werde auf der d 15 jedoch nicht thematisiert. „Denn es geht ruangrupa um die eigene ideologische Agenda, die sie unter dem Schutz der Kunstfreiheit und mit Millionen an Steuergeldern verfolgen und gegen die Agenda der Documenta wenden.“ Shany Littman zitiert in der israelischen Zeitung „Haaretz“ Omri Boehm, Chair des Department of Philosophy an der New School in New York und Verfasser des Buches „Israel – eine Utopie“. Boehm sagt nämlich über das Ansinnen des d 15, den Focus der ausgestellten Kunst auf den globalen Süden zu lenken, Deutschland dürfe gleichzeitig „seine Geschichte mit den Juden und das daraus resultierende Bekenntnis zu Israel nicht ignorieren, und kann sich dem sogenannten globalen Süden nicht vollständig öffnen. Es ist im Grunde ein Konflikt zwischen dem, was man als Post-Holocaust und Postkolonialismus bezeichnen könnte. Jede Seite hat ihre eigenen Opfer, die in ihren Augen heiliger wirken. In Deutschland ist es nicht wirklich möglich, eine Ausstellung zu machen, die lauthals und ungestört mit der Stimme des globalen Südens spricht“. Michael Fürst, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen sowie der Jüdischen Gemeinde Hannover, fragte sich, „…was hat der globale Süden mit dem Darstellen des Antisemitismus in Deutschland auf der documenta zu tun?“ und meint, die Generaldirektorin Sabine Schormann müsse zurück treten.

Dazu in Band 273 erschienen:


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