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Titel: Kunst-Ambiente · von Marlis Grüterich · S. 42 - 133
Titel: Kunst-Ambiente , 1976

Marlis Grüterich
Kunst-Ambiente

Alternative Vorstellungen zum 20. Jahrhundert

Germano Celant, Ambiente-Arte, Biennale Venedig 1976

Fotodokumentation: J. Zurmühl

Drei Ausstellungssituationen in der Galerie Mario Pieroni Pescara, Mittelitalien, 1975/76 Fotodokumentation: G. Colombo

Die thematische Kunstausstellung ‘Ambiente Arte’ der diesjährigen Biennale in Venedig bezieht ihr Konzept von der aktuellen Kunst selbst. Im Rahmen wichtiger Architekturausstellungen (Architektur des Faschismus, Urbanistik in den USA und in Europa) dieser weitgehend von Architekten der Universität Venedig organisierten Biennale befragte Germano Celant das mentale Ambiente der Gesellschaftsvisionen, die die Künstler in unserem Jahrhundert bewegt haben. In weitem Abstand zum zufällig wirkenden, mehr kulturpolitisch motivierten Sammelsurium der übrigen ‘Kunst’-Manifestationen beweisen die Kunst-Ambiente, daß man noch profunde Ausstellungen machen kann, wenn man sich auf die beste Kunstproduktion konzentriert. Daher situiert sich diese Ausstellung mehr im historischen Ambiente von Venedig als im konfusen Alptraum der Biennale-Kunst. Celant hat schon vor fast zehn Jahren mit seinen ‘Arte Povera’-Ausstellungen Kunstkritik demonstriert, die die Geschichtlichkeit der zeitgenössischen Kunst begreift. Aus der Sicht der unkonventionell grundsätzlichen Fragestellungen der Gegenwartskunst zeigt die Ambiente-Ausstellung retrospektiv die Lineationen spekulativer Perspektiven seit dem Futurismus und dem Konstruktivismus auf. Es ist eine wahre Wohltat zu sehen, daß jemand in der Lage ist, sich auf die jeweilige Wirklichkeitsebene der Kunstwerke zu konzentrieren und gerade dadurch einen geschichtlichen Zusammenhang zu inszenieren, eine Ausstellung zu machen, in der man sich aufhalten, sehen und denken kann.

In den letzten Jahren hat die Reaktion der Künstler gegen das transportable, handelbare und dadurch dem Mißverständnis durch Verfremdung ausgelieferte Kunstobjekt die präzisen Kommunikationsmöglichkeiten der Kunst neu definiert. Sie bezogen auch den außerkünstlerischen Rahmen…


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von Marlis Grüterich

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