Art Cologne: Bluechip-Kunst und Erschwingliches
Gestern hat die 58. Art Cologne als eine der weltweit wichtigsten Kunstmessen ihre Tore in der Halle 11 der koelnmesse geöffnet und zeigt noch bis Sonntag moderne und zeitgenössische Kunst. Auch in diesem Jahr wurde die Hallenfläche nicht voll ausgenutzt: nur 167 Galerien sind zur Art Cologne 2025 zugelassen; das sind rund ein Dutzend weniger als 2024. „So groß war die Messe auch 1968“, erklärt Messeleiter Daniel Hug dazu – das war ein Jahr nach ihrer Gründung. Der Kölner Kunstmarkt war damals die weltweit älteste und wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst. So ist ein Hallenplan mit ca. 170 Galerien für Daniel Hug auch heute noch die ideale Größe, und über die Attraktivität der diesjährigen Veranstaltung kann er sich tatsächlich nicht beklagen: Im Hauptsegment „Galleries“ mit dem etablierten Kunsthandel in der Halle 1.2. sind zahlreiche Rückkehrer und Neuzugänge anzutreffen, darunter die Cristea Roberts Gallery (London), Richard Saltoun (London/Rom/New York, die Buchmann Galerie (Berlin) , Kraupa-Tuskany Zeidler (Berlin), Bene Taschen (Köln), die Galerie Polansky (Prag) und die Galerie Andrée Sfeir-Semler, deren Inhaberin in diesem Jahr den ART COLOGNE-Preis erhält.
Hochkarätige, millionenschwere Bluechip-Kunst ist das Highlight auf jeder Kunstmesse: mit einem Preis in Höhe von 3,2 Mill. Euro ist ein abstraktes Werk von Gerhard Richter (1985) die teuerste Arbeit auf der jetzigen Art Cologne. Die Galerie Thaddaeus Ropac bietet ein Gemälde von Georg Baselitz für 2,2 Mill. Euro und eine Arbeit in Acryl von Robert Rauschenberg für 2,3 Mill. Euro an. Stabil erweist sich auch sonst das hochpreisige Segment der Klassischen Moderne und der etablierte Nachkriegsmoderne: Die Dortmunder Galerie Utermann verlangt realistische 550.000 Euro für ein Nagelrelief von Günther Uecker (1965) und 285.000 Euro für ein Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner. Die Berliner Galerie Bastian hat zwei Ölbilder von Max Liebermann aus den Jahren 1926 und 1927 für 200.000 und 240.000 Euro an ihrem Stand platziert. Australische Aboriginal-Kunst bei Smith-Davidson (Amsterdam/Miami) ist zu Preisen zwischen 55.000 und 325.000 Euro zu haben.
Erschwingliche Preise werden wie immer im Sektor „NEUMARKT“ mit 34 jungen Galerien, die weniger als 13 Jahre existieren, verlangt. Übermalte Kartons des Künstlers Laurent Dupont kosten bei der Berliner Galerie Super Super Markt 5.500 Euro und Arbeiten auf Holpanelen und Leinwand von Luz Cavabano 5.500 bis 9.500 Euro. Die Galerie Tütar (Tallinn) ist erstmals auf der Art Cologne vertreten und präsentiert Arbeiten des Künstlers Tõnis Saadoja, der in seiner estnischen Heimat soeben mit dem „Orden des Weißen Sterns“ auszeichnet wurde. Super 8-Arbeiten von Margret Raspé hat die Berliner Galerie Molitor an ihrem Stand als Blickfang inszeniert und eine großformatige Wandarbeit in malerischer Mischtechnik von Maria VMier die Münchener Galerie Maria Schamoni. So steht dieser Sektor „NEUMARKT“ für eine Verjüngung des Messeprogramms, mit der sich die Art Cologne auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten im internationalen Wettbewerb behaupten kann.
Die COLLABORATIONS mit Galerien, die gemeinschaftlich kuratierte Projekte präsentieren sind nicht mehr in einem separaten Bereich zu finden, sondern diesmal über den gesamten Hallenplan verteilt. In diesem Sektor zeigt z.B. Max Goelitz aus München Arbeiten von Rindon Johnson, Lukas Heerich und Lou Jaworski. Sie treffen auf Werke von Edith Karlson und Katja Novitskova aus dem Programm von Temnikova & Kasela aus Tallinn. Jenna Sutela wird von beiden Galerien vertreten. Die Galerie der kürzlich verstorbenen Anita Beckers hat Fotoarbeiten von Annegret Soltau und Jürgen Klauke zusammengetragen, die sich mit dem menschlichen Körper beschäftigen.
19 künstlerische Positionen bietet das Förderprogramm „New Positions“, das jungen Talenten einen ersten Messeauftritt ermöglicht. Hier fällt z.B. Materialsensibilität in der Bildhauerei von Mathias Weinfurter (bei Ruttkowski;68) ins Auge, ebenso bei den textilen Wandarbeiten von Thomas Rewart bei der Kölner Rehbein Galerie oder bei den Arbeiten mit Sand von Jeewi Lee bei Sexauer (Berlin).
Alles in allem bietet auch die diesjährige Art Cologne wieder eine gelungene Mischung aus kunsthistorisch und kommerziell bewährten Klassikern und erfrischend auftretenden Newcomern.