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Ausstellungen: Baden-Baden/St. Gallen · von Reinhard Ermen · S. 394 - 395
Ausstellungen: Baden-Baden/St. Gallen , 1995

Reinhard Ermen
Joseph Marioni

»Private Icons«
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 14.5. – 2.7.1995

Kunstmuseum St. Gallen, 2.3. – 19.5.1996

Die Kunsthalle Baden-Baden zeigt 22 Arbeiten von Joseph Marioni (*1943, lebt und arbeitet in New York) aus den Jahren 1980 bis 1995. Man darf sicher sein, daß diesen “private icons”, also Bildern aus der eigenen Referenzsammlung des Künstlers, ein besonderer Vorzeigecharakter zukommt, den die würdevollen Räume der Staatlichen Kunsthalle in Baden-Baden angemessen hervorheben. Zu sehen ist die bislang wohl gewichtigste Einzelausstellung des Malers, der in der zeitgenössischen Malerei viel zu wenig rezipiert wird.

Obwohl ein Maler durch und durch (die Berufsbezeichnung “Painter” führt er wie ein Adelsprädikat), negiert Marioni in gewisser Weise gerade das, was im landläufigen Sinne den Maler ausmacht. Er verweigert sich dem Fingerabdruck des Pinsels, läßt statt dessen die Farbe über die Leinwandfläche fließen, und zwar konsequenter als alle das vor ihm getan haben. Aus drei, vielleicht vier zu Farbvorhängen geronnenen, massigen Acrylschichten konstituiert sich so im Umkreis eines Tones (um nicht zu sagen: “monochrom”) das Bild. Zu sehen ist ein in jeder Weise einsehbares Relief bzw. die Momentaufnahme eines Materialprozesses. Und diesem Prozess, dem Augenblick des Fließens ist alles untergeordnet. Die Bildrahmen unter der Leinwand, ja die Leinwand selbst wird eingesetzt, die nasse Farbe schneller oder langsamer fließen zu lassen. Zeitweilig hat Marioni seine Rahmen nach unten hin verjüngt, um dem Phänomen der sich zusammenziehenden Farbe zuvorzukommen. Die untere Bildkante knickt er oft genug nach hinten ab, rundet sie, damit die Farbe abtropfen kann.

Hinter den autonomen Farbwundern steht der Künstler als ein…



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