Christo in der Wüste - 13. Abu Dhabi Art Fair 2021

„Kultur = Kapital“ steht in großen Neonbuchstaben über dem Eingang zum Manarat Al Saadiyat, wo die 13. Abu Dhabi Art Fair stattfindet. Der Slogan stammt von Alfredo Jaar, der diese frühere Arbeit jetzt ins Arabische übersetzen ließ (Galerie Georgio Pesano, Turin). Jaar spielt auf die Neupositionierung des Emirats an, das durch Museen wie das Louvre Abu Dhabi einen globalen Tourismus ankurbelt. Es ist eine kritische Arbeit, wie sie die auf der Messe eher selten sind. Dieses Jahr dominiert hier eindeutig ein regionaler Bezug, in den Galerien und Werken. Das beginnt mit der von Sam Bardaouil und Till Fellrath kuratierten „Beyond: Emerging Artists“-Sektion und betrifft die 49 Galerien aus 19 Ländern, wo man vor allem Neues kennenlernen kann. Vieles ist farbenfroh, oft ungegenständlich, manchmal mit floralen Motiven, gerne glitzernd. Überraschend ist das Frühwerk von Siah Armanjani (1939-2020) bei Rossi & Rossi (London): Papierarbeiten mit kalligraphischen Schriftzeichen aus seiner „persischen Periode“ von 1957-1964, beeinflusst von persischen Miniaturen und Gedichten. Überraschend auch die „Mastaba“-Entwurfszeichnungen von Christo: 1977 plante der Verpackungskünstler in der Liwa-Wüste in Abu Dhabi einen Mastaba genannten Grabbau aus rund 400.000 Ölfässern (Colnaghi Gallery, London). Christo habe die Realisierung des Projekt auch nach seinem Tod explizit erlaubt, erklärt die Galerie. Ein Standort sei schon gefunden: Gharbia, 120 Kilometer südlich von Abu Dhabi. Es fehlt nur noch die staatliche Erlaubnis – und finanzkräftige Partner. Traditionell entscheidet sich die Sheika gegen Ende jeder Edition für großzügige Ankäufe – vielleicht diesmal ja zur Unterstützung dieses Projekts. (SBV)
Abu Dhabi Art, 17.-21.11.2021, https://www.abudhabiart.ae/
Dazu in Band 277 erschienen: