Die britische National Gallery verjüngt ihre Sammlungsstrategie
Zukünftig will die britische Nationalgalerie ihre Sammlung um Werke aus dem 20. Jahrhundert erweitern und damit näher am Zeitgeschehen agieren.
Bislang ist die Institution für ihre Gemälde der Zeit vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert bekannt, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf äußerst renommierten, hochwertigen Werken des westlichen Malereikanons bis zum Jahr 1900 liegt. Werke von van Gogh, Tizian, Diego Velázquez und vielen weiteren Koryphäen prägen die Sammlung, während Arbeiten beispielsweise von Picasso, Matisse oder Pechstein bislang die Ausnahme bilden, aber das soll sich nun ändern.
Gabriele Finaldi, Direktor der National Gallery, hält die Zeit um 1900 für ein zu künstliches Datum, um die Malereigeschichte der renommierten nationalen Galerie, die jährlich über drei Millionen Besucher*innen verzeichnen kann, abrupt enden zu lassen. Daher verfolgt er bereits seit einem Jahrzehnt den Wunsch, die Sammlung ins 20. Jahrhundert zu erweitern und die Geschichte der Malerei in den Ausstellungen weiterzuerzählen. Dabei betont er auch, dass frühere Ankäufe durchaus recht zeitnah nach der Kreation der Werke erfolgten und damalige Direktor*innen daher schon immer näher am Zeitgeist waren, was er nun wiederbeleben möchte. Als einen Grund für die zeitliche Begrenzung nennt Finaldi zudem den Platzmangel, dem er nun mit einem weiteren Anbau entgegenwirken möchte.
Verliefen die Trennungslinien des Selbstverständnisses und der Abgrenzung gegenüber der Tate bislang unter anderem aus Platznot an der Schwelle des 20. Jahrhunderts, gab die Londoner Nationalgalerie nun bekannt, dass ein neuer Gebäudeflügel für eine erweiterte Sammlung geplant ist, der Gemälde aus dem 20. Jahrhundert beherbergen soll. Aktuell wird ein internationaler Wettbewerb für architektonische Entwürfe vorbereitet. Etwa 375 Millionen britische Pfund sind laut Museum bereits für das Projekt gesichert, darunter eine Riesenspende des Unternehmens Crankstart. Eröffnet werden soll der neue Sammlungsflügel nach jetziger Zeitplanung ab 2030.
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