Kulturstaatsminister Weimer kritisiert Gender-Zeichen

12. August 2025 · Kulturpolitik

Der deutsche Kulturstaatsminister Weimer (*1964) fordert nicht nur in der eigenen Behörde dazu auf, keine Sonderzeichen als gendergerechte Sprache zu verwenden, sondern weitet diese Weisung auch auf alle öffentlich geförderten Institutionen aus.

In einem offiziellen Schreiben an seine Mitarbeiter*innen untersagte Wolfram Weimer die Verwendung von Gender-Sternchen und anderen Wortbinnenzeichen. Seit einigen Jahren lösten Sonderzeichen wie Sternchen, Binnen-I oder Doppelpunkte das bislang meist übliche generische Maskulinum – also Formulierungen nur in der männlichen Form – zunehmend ab. Doch dies kritisiert der Kulturstaatsminister nun als gesellschaftlich spaltend und will zu älteren Sprachformen zurückkehren.

Weimer begründet seine neue Richtlinie mit dem Argument, dass staatlich geförderte Kommunikation verständlich bleiben solle. Deswegen möchte er, dass Museen, Stiftungen und Rundfunkanstalten eine akzeptierte und nachvollziehbare Sprache ohne Sonderzeichen verwenden.

Diese Äußerungen des parteilosen Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien werden von verschiedenen Akteur*innen der Kunst- und Kulturszene nicht nur als massive Kompetenzüberschreitung angesehen, sondern auch als Angriff gegen Geschlechtergerechtigkeit kritisiert.

Mit seiner Richtlinie gehe Weimer nach Meinung von Sven Lehmann, Grünen-Politiker und Vorsitzender des Kulturausschusses im Deutschen Bundestag, deutlich zu weit. Es sei anmaßend, wenn er freie Kulturinstitutionen einschränken wolle. Auch der Verbandsvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands Mika Beuster kritisiert die Einmischung des Kulturstaatsministers und betont, dass die Redaktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in ihren Entscheidungen bezüglich gendergerechter Sprache frei bleiben müssen.

In einem Interview forderte die Sprachwissenschaftlerin und Leiterin der Duden-Redaktion Laura Neuhaus dazu auf, Gendern nicht auf Sternchen oder Unterstriche zu reduzieren. Sie betonte, dass die deutsche Sprache viele Möglichkeiten bereithalte, um geschlechtsübergreifend und geschlechtssensibel zu kommunizieren. Etwa indem man von „Personen“, „Leuten“ oder „Menschen“ spreche. Zugleich führte sie aus, dass sich Sprache stets im Wandel befinde.

Doch es scheint gerade dieser gesellschaftliche Wandel im Denken und Kommunizieren zu sein, der in Deutschland momentan zu hitzigen Diskussionen führt. Interessant ist dabei auch, dass Weimers Ministerium bislang das Einzige ist, das ein Genderverbot propagiert.

Dazu in Band 257 erschienen:


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