Legendäre Kölner Künstlerkneipe macht dicht

19. Mai 2020 · Kulturpolitik

Heiligabend 1978: Kölns Taxifahrer staunten nicht schlecht, als sich karnevalistisch kostümierte Fahrgäste zur Künstlerkneipe „Roxy“ chauffieren ließen. Der Maler Theo Lambertin, der dort zeitweilig im Bierkeller sein Atelier hatte, war gerade von einem Stipendienaufenthalt auf Martinique zurück gekehrt und lud ausgerechnet an Weihnachten zu einem Maskenball ein: junge Künstler, die keine Lust auf „Stille Nacht, heilige Nacht“ zu Hause hatten, fanden sich stattdessen bei Wirt Horst Leichenich zur „Karibischen Nacht“ mit Pfeffersuppe ein. Der Musiker Jürgen Zeltinger kam im Leopardenkostüm, trat an Weiberfastnacht 1979 so noch einmal im „Roxy“ auf – das war die Geburtsstunde des Kölsch-Rock. Zeltinger gegenüber dem Kölner „Express“: „Der Bassist stand auf dem Damen-Klo, der Gitarrist auf der Herrentoilette, und ich stand neben der Theke. Ich war praktisch während des Saufens am Singen.“
Im „Roxy“ verkehrten damals alle, die in der Kölner Kunstszene Rang und Namen hatten, Sigmar Polke, Jürgen Klauke, Heinz Zolper, Rune Mields, oder auch der Schauspieler Udo Kier. Manch einer, der seinen Deckel nicht bezahlen konnte, beglich seine Zeche mit Kunstwerken. Horst Leichenich, der die Kult-Kneipe 1974 eröffnet hatte, überließ sie schon vor zehn Jahren einem Nachfolger. Doch jetzt wird der „Roxy“-Schriftzug über der Tür endgültig abgeschraubt. Ende des Jahres wäre der Mietvertrag ohnehin ausgelaufen, aber wegen der Corona-Krise mache es keinen Sinn mehr, weiter zu machen, entschied Leichenichs Nachfolger. Eine verkleinerte Ausgabe des Schriftzugs hat Horst Leichenich schon vor einiger Zeit dem Kölnischen Stadtmuseum überlassen.

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