Jürgen Klauke
Wahnsinnige Bilder für eine wahnsinnig gewordene Welt
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Jürgen Klauke, dem die Galerie Hans Mayer gerade zu seinem Siebzigsten eine exzellente Ausstellung eingerichtet hat, zelebrierte vor gut vier Jahrzehnten seine Auftritte als ein „Transformer“, der sich in ein Kunstwerk verwandelte und damit die Gender-Debatter mitvorantrieb. Die wilden Jahre auch des Protestes gegen die Engstirnigkeit bürgerlicher Moral sind längst vorbei. Aber immer noch ist die eigene Person Ausgangspunkt seiner diagnostischen Seins-Untersuchungen, wobei er sich nicht als Fotograf im eigentlichen Sinne versteht, sondern als Künstler, dem die Maschine als Transportmittel seiner Gedanken dient, die er in Form von Performances realisiert oder mit Hilfe von Objekten wie Stuhl, Tisch oder Hut inszeniert. Im November wurde er mit dem Cologne Fine Art Preis ausgezeichnet. Heinz-Norbert Jocks traf ihn zu einem Existentielles zutage förderndem Gespräch.
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Heinz-Norbert Jocks: Vor kurzem wurdest du siebzig, deshalb das Wagnis eines kleinen Rückblicks: Manchmal habe ich den Eindruck, du würdest immer noch an den gleichen Themen wie früher arbeiten. Wie kam es zur Entdeckung neuer Themen?
JÜRGEN KLAUKE: Ins Zentrum beispielsweise des letzten großen Werkblocks „Ästhetische Paranoia“ ragen die beiden Kernaspekte: Hier der Mensch ganz allein im Raum und dort die technologische Strukturen und Systeme, von denen wir beherrscht werden. Der Titel wurde durch die fortschreitende Ästhetisierung unserer Lebenswelt inspiriert, der ich meine „Ästhetisierung des Existenziellen“ entgegenstelle und die sich nicht in Übereinstimmung mit den alltäglichen Bildern, Suggestionen und Versprechen befindet. Meine Bilder, Meine Bilder, die den Eindruck von…