Stadt-Theater als sozial-medialer Prank
Heinz Schütz im Gespräch mit Charlie Todd, dem Bergünder von Improv Everywhere
Performances im urbanen Raum sind heute vielfach in einem gattungstheoretischen Zwischenraum angesiedelt. Die Herkunft der Akteure und der Initiatoren aus dem Bereich der Kunst, der Musik, der Literatur oder des Theaters ist meist noch klar bestimmbar. Die durchgeführten urbanen Performances allerdings lassen sich, zumindest aus der Perspektive des öffentlichen Raumes, der keine einfachen institutionellen Rahmungen liefert, gattungstheoretisch oft nicht mehr eindeutig bestimmen. Perspektive des öffentlichen Raumes, der keine einfachen institutionellen Rahmungen liefert, oft nicht mehr gattungstheoretisch eindeutig bestimmen. Hinzu kommt die Etablierung der neuen Technologien und Distributionsmöglichkeiten – Mp3 Player, Smartphone, Webcam, You Tube, die sozialen Medien. Der Einsatz dieser Technologien produziert nicht nur eine Art Querwelt-Ähnlichkeit zwischen lange klar unterscheidbaren Gattungen, er bringt auch neue Formen der urbanen Performance hervor, die jenseits des traditionellen Gattungsgefüges anzusiedeln sind. Ein weiteres Moment, das das gattungsspezifische Heterogene verbindet, ist ein allgegenwärtig zu konstatierender Drang zur Ironie, zum Scherz und zur karnevalesken Übersteigerung.
Charlie Todd, der Begründer von Improv Everywhere ist eng mit dem Theater verbunden. Die urbanen von, wie er es nennt, „Agenten“ durchgeführten „Missionen“ bedienen sich immer wieder schauspielerischer, szenischer und dramaturgischer Mittel. Dabei verlässt er den Boden des traditionellen Theaters und der Comedy und stößt im Stadtraum in die unterschiedlichsten Bereiche vor. Sein 2007 veranstaltetes Projekt „Frozen Grand Central“ wird zu einer Ikone des Flashmobs. Die bereits vor Jahren begonnene Serie der „MP3 Experiments“ zieht inzwischen Tausende von Teilnehmern an, die kollektiv den Anweisungen…