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Biennalen: Göteborg International Biennial for Contemporary Art · von Heinz-Norbert Jocks · S. 279 - 282
Biennalen: Göteborg International Biennial for Contemporary Art , 2013

Joanna Warsza

Am Quai der gebrochenen Träume
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks über ihre Projekt „Art Crime: Legally on the Edge“

Heinz-Norbert Jocks: Wie war für dich die Arbeit im Team?

JOANNA WARSZA: Es war eine interessante Erfahrung, sich innerhalb eines kuratorischen Teams auf ein Thema zu beziehen. Normalerweise werden Künstler mit einer kuratorischen Vision konfrontiert. Doch in diesem Fall mussten sich die Kuratoren etwas im Hinblick auf den Vorschlag von zwei künstlerischen Leitern einfallen lassen. Ich selbst näherte mich dem Thema auf zweierlei Weise. Jedes Mal, wenn ich mich mit Antanas Mockus, dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt Bogota unterhielt, bekannte er, als Politiker von Künstlern Konzepte gestohlen zu haben. Er beobachtete sie dabei, wie sie arbeiten, um den Status Quo zu rekontextualisieren. Wenn ich mich frage, was ich von Kunst erwarte, so denke ich dabei an den Verfremdungseffekt, der mir ermöglicht, den Status Quo zu rekontextualisieren.

Und von daher an Bertolt Brecht!

Selbstverständlich, und Antanas Mockus wandte diesen Verfremdungseffekt auf die Politik an, weil ihm aufgegangen ist, dass sich die Gesellschaft mit Humor viel einfacher verändern lässt, als mittels Angst, wie es Politiker oft betreiben. Bei der Umgestaltung des Gesellschaftlichen hilft der Humor, die Leute mit sich zu nehmen. Als ich mir anschaute, wie sich das Politische ausspielen lässt, fiel mir auf, dass in einer so konsensabhängigen Gesellschaft wie der skandinavischen die sozial-engagierte Kriminalliteratur merkwürdigerweise eine lange Tradition hat. Sie dient dazu, ein bisschen wie bei Brecht, etwas nicht öffentlich Ausgesprochenes zu übertragen. Ich wollte wissen, warum Krimis in einem so sicheren Land benötigt…


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von Heinz-Norbert Jocks

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