Proteste gegen Eröffnung des neuen westafrikanischen Kunstmuseums in Benin-Stadt

12. November 2025 · Museen & Institutionen

In Benin-Stadt in Nigeria gab es bei der Eröffnung des neuen Museum of West African Art, kurz MoWAA genannt, so starke Proteste, dass die Eröffnungsrede der Direktorin des MoWAA-Instituts Ore Disu aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden musste.

Laut Meldungen der taz waren Protestierende auf das Gelände eingedrungen und aggressiv wirkende Männer demolierten Teile des Außenbereiches. Nach Angaben des Museums handelte es sich bei den Protestierenden um Anhänger von Ewuare II., des Oba von Benin, der dem MoWAA gegenüber kritisch gegenüberstünde. Scheinbar hat die 2020 als unabhängiges Projekt konzipierte Institution, die von dem nigerianischen Juristen Phillip Ihenacho geleitet wird, bei der königlichen Familie keinen Anklang gefunden. Die Eröffnung des neuen Kunstzentrums wurde daraufhin vertagt.

Vermutlich steckt hinter diesem Geschehen ein Deutungskampf um die kulturelle Hoheit, da der Oba vor Kurzem eine Anerkennung der neuen Institution als „Benin Royal Museum“ forderte. Ursprünglich sollten restituierte Artefakte in dem Museum gezeigt werden, jedoch erklärte Ewuare II unter anderem die 512 Werke, die die Stiftung Preußischer Kulturbesitz 2022 an den Staat Nigeria zurückgab, als königliches Eigentum, für das ein zukünftiges Palastmuseum eingerichtet werden solle. Hierdurch definierte sich das Museum of West African Art, in dem die Benin-Bronzen eigentlich gezeigt werden sollten, neu und setzt vor allem auf Bildungsarbeit, Kooperationen und auch zeitgenössische Kunst. Der Konflikt zeigt die Komplexität der Zusammenhänge, da sich das Königreich Benin als Erbe und Hüter der Kulturschätze sieht, sodass die Kultur eng mit der Monarchie verbunden ist. Das neue Museum wird laut einer Mitarbeiterin vorerst geschlossen bleiben.

Dazu in Band 296 erschienen:


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