Reiss-Engelhorn-Museen restituieren Benin-Bronzen an Nigeria

4. August 2025 · Museen & Institutionen

Die Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim leiten erste Schritte zur Eigentumsübertragung ihrer Benin-Bronzen an Nigeria ein.

Nach ausführlicher Prüfung beschloss der Gemeinderat der Stadt Mannheim in einer Sitzung am 29. Juli 2025 die Rückgabe der Bestände an Benin-Bronzen, wie die REM mitteilen. Der Mannheimer Kulturbürgermeister Thorsten Riehle betont: „Der im Gemeinderat getroffene Beschluss ist ein bedeutender Schritt in der Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit und fördert den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Nigeria. Die Initiative zeigt, wie Museen Verantwortung übernehmen und aktiv zur interkulturellen Verständigung und zum Dialog beitragen können.“

In den Reiss-Engelhorn-Museen befinden sich derzeit 29 Benin-Bronzen. Darunter sind drei Gedenkköpfe, drei Reliefplatten sowie Glocken, Gefäße, beschnitzte Elefantenstoßzähne und Waffen. Die Benin-Hofkunst wurde 1897 im heutigen Nigeria im Zuge der britischen Plünderung von Benin-City geraubt. Nach Mannheim gelangten die Objekte größtenteils in den 1920er Jahren durch Schenkung oder Ankauf. Einzelne Stücke kamen 1935 bei einem staatlich angeordneten Ringtausch badischer Museen von Karlsruhe nach Mannheim. Die Provenienz wurde mit Hilfe eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsprojektes erkundet.

Im April 2021 befürworteten Bund und Länder die Rückgabe von Benin-Bronzen in Deutschland, sodass im Juli 2022 eine gemeinsame Erklärung von Deutschland und Nigeria unterzeichnet wurde, die den rechtlichen Rahmen für die Rückführung schuf. Bei einer ersten Auswahl an Objekten aus anderen Museen, wie dem Museum am Rothenbaum Hamburg und dem Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, wurden bereits 2021 Eigentumsübertragungen vorgenommen, sodass diese Artefakte im Dezember 2022 nach Nigeria überführt werden konnten. Nun geht der Prozess unter anderem in Mannheim weiter.

Die Direktorin für Archäologie und Weltkulturen der REM Dr. Sarah Nelly Friedland führt aus: „Diese Objekte – die meist als Benin-Bronzen bezeichnet werden – besitzen eine immense kulturelle, historische und symbolische Bedeutung für Nigeria und die Nachfahrinnen und Nachfahren des Königreichs Benin. Obwohl eine monetäre Bewertung kaum möglich ist, liegt der Wert dieser Kunstwerke vor allem in ihrer identitätsstiftenden Kraft.“

Geprüft wird nun, ob ein Teil der Objekte als Dauerleihgabe in Deutschland verbleiben kann. Die Priorisierung und Zeitplanung obliegen dabei der nigerianischen Seite.

Dazu in Band 262 erschienen:


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