Herz der Finsternis
Zur Restitutionsdebatte und zum Umgang mit Kunst aus Afrika in Europas Museen
von Amine Haase
Nachdem die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy und der Ökonom Felwine Sarr im November 2018 ihre Studie zur Restitution afrikanischer Kunstwerke und Artefakte dem französischen Präsidenten überreicht hatten, begann in den Medien eine heftige Diskussion über Möglichkeiten des Umgangs mit Kunst aus Afrika in Europas Museen. Emmanuel Macron hatte die Untersuchung veranlasst und schon im November 2017 in Ouagadougou (Burkina Faso) versprochen, dass „innerhalb von fünf Jahren die Bedingungen hergestellt sind für endgültige oder vorübergehende Restitutionen des afrikanischen Kulturguts aus französischen Museen an Afrika“.
Seine Aussage „Der Kolonialismus ist Teil der französischen Geschichte. Er ist ein Verbrechen, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“ war in Frankreich mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Und so war es auch, als Savoy und Sarr ihre Analyse vorlegten, welche die Bedingungen dafür schaffen soll, sämtliches afrikanisches Kulturgut, dessen Herkunft die französischen Museen nicht einwandfrei als rechtmäßig erworben nachweisen können, zurückzugeben: 90.000 Objekte insgesamt, allein 70.000 aus dem Pariser Musée du Quai Branly, wie der Report vorrechnet. Die Empfehlung einer vollständigen und definitiven Rückgabe, löste eine Art Schockstarre in den Museen aus, die in den meisten Fällen mit dem Wunsch nach vertiefter Provenienzforschung endete.
Das war in Deutschland nicht anders, wo die Studie vor allem mit Blick auf die bevorstehende Eröffnung des Humboldt-Forums in Berlin diskutiert wurde und wird. Kulturstaatsministerin Monika Grütters erklärte, ihre Haltung zu den Vorschlägen von Savoy und Sarr sei eindeutig: Raubkunst müsse zurückgegeben werden. Das aber setze Provenienzforschung voraus. Und so…