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Ausstellungen: Marl · von Annelie Pohlen · S. 250 - 251
Ausstellungen: Marl ,

Marl
Katja Davar

Electric Spinning Gaze
Skulpturenmuseum Glaskasten 16.06.– 22.09.2019

von Annelie Pohlen

Der Titel klingt nüchtern – und poetisch. Versierte Kenner elektrischer Gerätschaften für den häuslichen wie den industriellen Alltag werden wohl eine Brücke schlagen von ‚electric spinning wheels‘, zu deutsch elektrische Spinnräder, zu dem als Gaze bekannten Gewebe, das dem technischen Gerät auch vor der Elektrifizierung seine multifunktionale Existenz verdankt.

Electric – Spinning – Gaze als Ausstellung ist vor allem: Ein über sieben Räume im Untergeschoss des ‚Glaskastens‘ brillant inszenierter Bühneparcours durch Davars künstlerische Wirklichkeiten hinter deren zunehmend durch digitale Erscheinungen gefilterten physischen Präsenz. Ihr Werkzeug ist die Zeichnung, jene Urzelle aller kulturellen Praktiken zur Erforschung der Wirklichkeit in der Wissenschaft wie in der Kunst. Ohne Linie kein Text, kein Bild, keine Chiffre, kein Code, kein Diagramm und kein 0 + 1. Die Linie – der Zeichnung – verbindet Davars analytische Transformation verborgener Datenströme aus der physischen wie medialen Wirklichkeit mit dem ‚magischen‘ Potential permanent gleitender Übergänge in Bildräume imaginierter Gesellschaften jenseits zementierter Zuschreibungen. Das gilt für das Werk der 1968 in London geborenen, in Köln lebenden Künstlerin im technisch formalen wie im übertragenen, philosophischen Sinn.

An dem Ort, der sich den ‚neuen‘ Medien öffnete, als diese andernorts noch als technische Spielereien vor die Tür gewiesen wurden, hat die Künstlerin die Deckenbeleuchtung außer Kraft gesetzt. Das zur Wahrnehmung ihrer subtilen Zeichnungen auf textilen Stoffen und Papier notwendige Licht verdanken diese der Strahlkraft ihrer berauschenden Transformationen auf raumhohen Projektionswänden. Weswegen Tugs on a Thread, 2019, ein immer und immer wieder aufgeladener, tonloser Loop nach…

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