vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Borderlines · von Martin Seidel · S. 104 - 117
Titel: Borderlines ,

Play it (again)

Realitäten in Kunst und Nichtkunst – und dazwischen
von Martin Seidel

Zahlreiche Kunstausstellungen, besser gesagt Ausstellungen im Kunstkontext, setzen sich mit Wirklichkeit und Wahrheit in all ihren Formen und künstlerischen und nichtkünstlerischen Verstrickungen und Aneignungen auseinander. Überall begegnen analoge Wirklichkeiten von Objekten und Installationen, 3D-Filme, Mixed Realities, Augmen-ted-Reality- und Virtual-Reality-Installationen, in die man über Headsets oder 3D-Beamer eintaucht. Neue Filmtechniken wie Volumetrische Videostudio lassen in nähester Zeit nicht nur im Kino wahrnehmungsästhetische Umstürze erwarten. Ausstellungen im Friedrichshafener Zeppelin Museum, Frankfurter Kunstverein, Kunstmuseum Stuttgart, im Berliner Gropius-Bau oder im Haus der elektronischen Künste Basel zeigten in den vergangenen Monaten, wie sehr ehemals reine Kunst-, Unterhaltungs- oder Wissenschaftsinteressen ihre Blickfelder erweitern und ineinander greifen. Alle möglichen Zweige der Wissenschaften, die Games- und die Sex- und Porno-Industrie sind wie die Kunst / Künste gleichzeitig Nutzer, Produzenten und Katalysatoren der erweiterten Wirklichkeiten.

Die angewandten Techniken, Stile und Ausdrucksweisen der generierten Bildwelten gehen weit auseinander. Wie die in der Virtual Reality häufig zum Zuge kommenden Kinderbuch- oder Cartoon-Ästhetiken zeigen, hängt die Intensität des Erlebens virtueller Wirklichkeiten nicht von einer möglichst mimetisch fotografischen Reproduktion der äußeren Wirklichkeit ab. Aber es gibt solche abstrahierende Simulation derzeit intensiv auch im Kunstbereich. Auf der Immersion-Ausstellung der Berliner Festspiele im Martin-Gropius-Bau zum Beispiel war 2018 von der vielfach als „Godmother of VR“ apostrophierten Nonny de la Peña eine VR-Installation zu sehen, die den Betrachter in eine Gefängniszelle versetzt und ihm eine Vorstellung eines künftigen immersiven Journalismus geben soll. Der Frankfurter Kunstverein baute Installationen auf, die digitale Foto- und Visualisierungstechniken und…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei