Düsseldorf
Ai Weiwei
Kunstsammlung NRW, K20 & K21 18.05.– 01.09.2019
von Heinz-Norbert Jocks
Wie seltsam: Inzwischen scheiden sich an Ai Weiwei die Geister der Kunstkritik, wie die auseinanderdriftenden Reaktionen auf seine bisher umfangreichste, von ihm und seinen Mitarbeitern selbst, womöglich zu überperfekt, inszenierte Ausstellung in der Kunstsammlung NRW belegen. Die Direktorin Susanne Gaensheimer hat ihm gleich beide Häuser, sowohl das K20 als auch das K21 zur Ausbreitung seines Werks überlassen, und ihn dazu ermuntert, den Akzent auf sein politisches Engagement zu setzen. Betreut wurde die um die raumfüllenden Installationen Sunflower Seeds (2010), Straight (2008 – 2012), S.A.C.R.E.D (2011 – 2013), Bang (2013), Laudromat (2016) und Life Cycle (2018) zentrierte Retrospektive von der Initiatorin, die ihm bereits 2013 in Venedig als Kuratorin des Deutschen Pavillons eine Carte Blanche offeriert hatte, und dem Kuratoren-Team Doris Krystof und Falk Wolf.
Nun, es ist noch gar nicht so lange her, dass Ai von der westlichen Kritik, geradezu einstimmig und über alle Zweifel erhaben, als der mutige, sein Leben aufs Spiel setzende Held des kompromisslosen Widerstands wider die Unmenschlichkeit in China in den Olymp der Unantastbarkeit gehoben wurde. Verehrt als ein sich selbst nicht schonender Verfechter von Demokratie, Humanität und Menschenrechten. Ebenso bis 2009 als Blogger, der, fast kein Blatt vor dem Mund nehmend, die staatliche Gewalt und die Zensur anprangerte und tagtäglich in seinem Pekinger Studio hinter der Mauer mit blauem Tor Journalisten aus aller Welt zum Interview empfing. Nach dem grauenvollen Erbeben im Mai 2008 in der Provinz Sichuan, bei dem 70.000 Menschen umkamen, darunter 5.000…