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Ausstellungen: Hamburg · von Hajo Schiff · S. 247 - 249
Ausstellungen: Hamburg ,

Hamburg
Edith Dekyndt

The White, The Black, The Blue
Kunsthaus Hamburg und Hamburger Kunsthalle 07.06.– 04.08.2019, bzw. 07.06.2020

von Hajo Schiff

Obwohl die zentrale Installation aus Eistruhen und Kühlschränken besteht, kommt die kühle Anmutung der Ausstellung eher aus der Sprödigkeit des verwendeten Materials, das Edith Dekyndt (* 1960) von nahegelegenen Recyclinghöfen geholt hat. Die belgische, biennalenerfahrene Künstlerin ist nun die zehnte Preisträgerin des seit zwanzig Jahren vom Kulturkreis Finkenwerder vergebenen Kunstpreises, der mit 20.000 Euro dotiert ist, die die Firma Airbus Operations finanziert. Aber Edith Dekyndt referiert hier nicht auf Hamburgs herausragende Luftverkehrswirtschaft, sondern auf den Hafen als Umschlagplatz zwischen den Ländern des „Nordens“ und des „Südens“. Zwar ist ihre Materialsprache eher minimalistisch und arbeitet mit der Schönheit der Gebrauchspuren, der Ermüdung und des Verfalls, doch steht hinter alledem ein ortsbezogen ökonomischer, kolonialer und postkolonialer Diskurs.

Die im Ausstellungstitel genannten Farben sind in Form von verblichenen Stoffresten in drei Vorratsgläsern in Gelee eingelegt. Wie letzte vergessene wissenschaftliche Präparate stehen sie auf einem ansonsten leeren 10-stöckigen Regal und harren neuer Interpretation. Vielleicht gar der, sie auf die vor dem Fenster auf der anderen Straßenseite trotz Denkmalschutzes im Abbruch befindlichen City-Hochhäuser der 50er Jahre zu beziehen – einst weiß, jetzt blaugrau und schwarz.

Verschattet durch eine blaugrau-weiße, verschlissene Markise weht daneben eine schwarze, noch zerschlissenere Fahne im Wind. Der Titel des Film-Loops weist aber über Formales hinaus: Ombre Indigène (in etwa übersetzbar mit „Schatten des Einheimischen“) zeigt ein Objekt aus schwarzen Haaren kreolischer Frauen. Und das markiert, wie dem Saalzettel zu entnehmen ist, flatternd den Ort auf…

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