Nevin Aladağ
Mustergültiges für unsere Zeit
Ein Gespräch von Sabine Maria Schmidt
Zusammenbringen, was bisher nie zusammen gesehen wurde. Nevin Aladağ gehört aktuell zu den international gefragten Künstlerpositionen aus Deutschland. 1972 geboren im türkischen Van, ein Jahr später umgesiedelt nach Stuttgart, ausgebildet in München, ansässig in Berlin, steht sie für eine Position, die fern politischer Identitätsdebatten freie künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten findet. In zahlreichen Werkserien untersucht sie die Kraft und den Erfindungsreichtum von kulturellen Transfers. Ihre Arbeiten handeln von Selbstbestimmung, Rollentausch, Fremdwahrnehmung und Multiperspektivität. Klischees und vorgeformtes Wissen werden grundlegend hinterfragt. Und sie nutzt die Poesie von Stimmen und Klängen, die sie unterschiedlichsten Körpern und selbstgebauten Instrumenten entlockt. Auf der vergeblichen Suche nach einem ruhigen Plätzchen in Bahnhofsnähe in Berlin, in den hoch frequentierten Ausstellungshäusern und Hotelfoyers auf der Invalidenstraße, fand das Interview dann schließlich in einer stillen Ecke im überfüllten Museum für Naturkunde statt; ein Ort, der wie kein anderer für Biodiversität steht.
Sabine Maria Schmidt: Beginnen wir das Interview doch gleich mit einer Arbeit von dir, in der du dich selbst interviewst: Nevin Aladağ interviewt Nevin Aladağ ? (2010). Stellt man sich selber die interessantesten Fragen?
Nevin Aladağ: Da wäre ich mir nicht sicher. Tatsächlich habe ich für diese Arbeit mir essentielle Fragen an Personen aus meinem beruflichen und privaten Umfeld geschickt. Eine davon war: „Wie wichtig ist Körpersprache für dich? Oder: „Wann wärst du gerne eine Frau oder ein Mann? Die gesammelten Fragen und Antworten wurden dann von mir vorgelesen und aufgenommen. Meine Stimme und die vielseitigen Antworten der unterschiedlichen Protagonisten…