Befreiende Unruhe in ruhiger Stadt
Die Kurator*innen der Wiesbaden Biennale – Maria Magdalena Ludewig & Martin Hammer
im Gespräch mit Martin Seidel
Die Wiesbaden Biennale ist aus dem 1992 in Bonn ins Leben gerufenen Theaterfestival „Neue Stücke aus Die Wiesbaden Biennale ist aus dem 1992 in Bonn ins Leben gerufenen Theaterfestival „Neue Stücke aus Europa“ hervorgegangen. Offen für verschiedene Kunstformen und Diskurse, beschränkt sich die Biennale nicht auf klassische Theaterproduktionen. Die Biennale 2018 präsentierte vom 23.8. bis 2.9. neben Gastspielen auch Arbeiten von Künstler*innen verschiedener Sparten an Spielorten im öffentlichen Raum. Zu den aufsehenerregenden Projekten gehörte die temporäre Einrichtung eines Rewe-Supermarktes im Staatstheater Wiesbaden sowie die goldfarbene Betonplastik des türkischen Staatspräsidenten Erdogan, die von der Stadt vorzeitig abgebaut wurde.
Kuratiert wurde die Wiesbaden Biennale von Maria Magdalena Ludewig und Martin Hammer. Maria Magdalena Ludewig (* 1982) verstarb Ende 2018. Sie war freie Produzentin und Regisseurin. Ihre teils interaktiven und interdisziplinären Produktionen und Inszenierungen waren an zahlreichen bedeutenden Theatern zu sehen. Martin Hammer (* 1981) ist freier Kurator / Dramaturg. Mit Maria Magdalena Ludewig 2008 realisierte er unter dem Produktionslabel Union Universal „Projekte zwischen Stadtraum, Theaterbühne und performativer Intervention“. Das Interview fand im September 2018 statt.
Martin Seidel: Das Foyer des Hessischen Staatstheaters wurde während der Biennale zur tatsächlichen Rewe-Filiale und die Bühne zum Parkplatz: Welche Form von Intervention ist das? Theater? Anti-Theater? Agitprop-Performance? Partizipative Installation?
Maria Magdalena Ludewig & Martin Hammer: Die Frage haben wir uns nie gestellt und fanden sie auch nicht relevant. Es ging darum, eine spekulative Nachnutzung des…