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Essay · von Gerhard Johann Lischka · S. 31 - 40
Essay , 1979

Gerhard Johann Lischka
Der intermediäre Aktionismus

Die Verdichtung von Szenen

Will man die Kunst und/oder das Leben? Diese Frage ist wohl die aktuellste, vordringlichste, welche die Diskussion um die Kunst in diesem Jahrhundert stellt. Und kein Wunder, denn mit den neuen Übertragungstechniken, welche im letzten Jahrhundert erfunden worden waren, Foto und Film – diese Schattenfänger der Natur -, trat schließlich das Leben selber direkt in die avanciertesten ästhetischen Techniken. Fragen, wie sie die Ästhetik bisher stellte und beantwortete, wurden obsolet, weshalb die traditionelle Seite der bildenden Kunst zusammen mit dem Künstler auch klar vom Leben getrennt werden konnte.

Ergebnis: Abstraktion, Konkretisation, Strukturen, Minimalismen, Material. Verfremdung, Verzerrung, an die Grenzen getriebener Realismus. Reservate und Freiräume, klare Distinktion und Verweigerung gegenüber der herrschenden Lebenslage.

Selbstverständlich machten auch die Fotografen und die Filmer Kunst, doch man wollte ihnen nicht glauben. Wertvoll blieb nur das von Hand geschaffene, das einzelne Werk, die Versenkung in dieses, und die Bestätigung des Individuellen. Doch beide, die Produzenten für die Massen wie die für die Individuen stecken im Problem des An Stelle Von, des Als Ob.

Nur ist das Spektrum des Als Ob geradezu immens, unbeschränkt geworden. Hier haben wir das reine Material, unverarbeitet, nur im Kontext verschoben. Stahlplatten, Holzpfähle und x-beliebige andere Materialien sind schlicht diese Materialien, Farbe wird nur als Farbe verwendet, soll nichts mehr symbolisieren. Keine Signifikanten also, somit auch keine Lüge, kein Symbol, kein wie auch immer lautender Inhalt. Und auf der anderen Seite die Wahrer eben der Symbole und des Inhalts. Ein krampfhaftes Festhalten an Werten, welche durch…


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von Gerhard Johann Lischka

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