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Titel: Tendenzen der Zwanziger Jahre · von Christos M. Joachimides · S. 66 - 87
Titel: Tendenzen der Zwanziger Jahre , 1977

Christos M. Joachimides
Die befreiende Situation des Experiments

Zur Ausstellung ‘Dada in Europa’ in der Akademie der Künste

Eine große Dada-Ausstellung heute zu veranstalten stellt die Organisatoren vor die Aufgabe, ein Präsentationsschema zu entwickeln, welches erstens das aktionistisch-provokatorische Element jener subkulturellen Unternehmungen – ‘Cabaret Voltaire’, Soirées Dada, öffentliche Aktionen u.a.m. -vermittelt, die von einer Flut ephemerer und scheinbar verworrener Materialien begleitet wurden: Handzettel, Flugblätter, Aufkleber, Postkarten, Pamphlete, Partituren, Manuskripte, Programme, Plakate -Belege einer ungestümen Kommunikations- und Kreativitätswut. Zweitens sollte den ‘Arbeiten der Dadaisten, denen nach klassischer – und gegenwärtiger – Zuschreibung der Rang von Werken der bildenden Kunst einzuräumen ist’ (Eberhard Roters im Katalog) eine Einwirkungs- und Überredungschance eingeräumt und dabei sowohl ihre dialektische Verzahnung als auch ihre kategoriale Unterscheidbarkeit zu den dokumentarischen Materialien veranschaulicht werden. Schließlich sollte der Besucher eine Vorstellung von dem historisch-gesellschaftigen Umraum bekommen, aus dessen Mitte Dada hervortrat, einen Eindruck von dem Transitorischen seiner Wirkung und seiner Reichweite bis in die Gegenwart hinein.

Anders als in den meisten größeren Dada-Ausstellungen, die eine Gliederung nach den Zentren der Bewegung und in der Abfolge ihrer Entstehung vornahmen, wollten die Berliner Organisatoren Hanne Bergius und Eberhard Roters einen neuen Weg gehen und die ‘Grundmotive der dadaistischen Ausdruckshaltung verfolgen’ (Eberhard Roters im Katalog). Sie gliederten das Ausstellungsmaterial in drei Hauptbereiche: Collage mit Assemblage und Materialbild, Montage mit besonderer Betonung der Foto-Montage und Mechano-Dada mit Metamaschine und Maschinen-Menschen. Unter dieses Schema war allerdings kaum die Vielfalt und der Gestaltreichtum dadaistischer Produktion unterzubringen und so hat man weitere Gruppen gebildet: Ready-made, Photogramm, automatische Zeichnung und…


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von Christos M. Joachimides

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