Interview mit Jürgen Wilde
Wir besuchten Jürgen Wilde im April 1976 in seiner Galerie in Köln, einem ausgebauten Hinterhausraum mit Oberlicht, ehemals eine Werkstatt, in einem ruhigen Vorort, Neu-Ehrenfeld. An den Wänden hingen Bilder von Karl Blossfeldt (von dem er gerade dessen erste Ausstellung mit 200 Photos für das Rheinische Landesmuseum, Bonn, organisiert hat). Albert Renger-Patzsch (von dem er inzwischen das gesamte Material in Händen hat und zu einigen Büchern zusammenstellt), August Sander, dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, ausserdem von Eardweard Muybridge.
KF: Wie lange läuft eine Ausstellung bei Ihnen?
W: Im Durchschnitt etwa 6 Wochen.
KF: Wie sieht es technisch aus – Sie müssen doch ein riesiges Lager an Bildmaterial haben.
W: Das hängt davon ab, was Sie sich unter ‘riesiges Lager’ vorstellen. Wir sind in der Lage, eine Reihe kompletter Ausstellungen zusammenzustellen und gerahmt auszuleihen. Doch es reicht nicht, das weitgespannte Spektrum der Fotografie von der Historie bis heute abzudecken.
KF: Sie haben aber eine ‘richtige’ Kunstgalerie ständig Arbeiten ‘Ihrer’ Fotografen-Künstler ‘am Lager’.
W: Ja.
KF: Können Sie den Bestand zahlenmäßig schätzen?
W:Eine genaue Zahl kann ich nicht nennen. Doch wenn ich die private Sammlung meiner Frau hinzuzähle, könnten wir in einem Museum eine Abteilung für Fotografie gründen.
KF: Gibt es schon ein Museum mit einer solchen Abteilung?
W: In einigen europäischen Ländern gibt es Anfange. In Deutschland gibt es kein Kunst-Museum, das eine Fotoabteilung hat wie das Museum of Modern Art New York. Line sehr schöne historische Sammlung besitzt die Firma Agfa-Gevaert Leverkusen, die auch permanent ausgestellt ist.
KF: Wie sind die finanziellen Bedingungen – wieviel…