Mimesis
als künstlerische Methode der Bildfindung
zu den Arbeiten von Fritz Gilow, Raffael Rheinsberg und Dorothee von Windheim
von Ulrich Bischoff
Die Beschäftigung mit diesen drei Künstlern Gilow, Rheinsberg, von Windheim, und der Versuch, Gemeinsamkeiten in ihren Arbeiten aufzuzeigen, war der Anlaß, Überlegungen anzustellen, die sowohl von den vorgestellten Arbeiten weg und in allgemeinere Bereiche der neueren Kunsttheorie führen als auch zu ihnen zurück, vielleicht mit neuen Einsichten.
Will man nicht den von vornherein aussichtslosen Versuch unternehmen, das Thema systematisch oder chronologisch zu bearbeiten (d.h. eine “neue Ästhetik” schreiben), dann kristallisieren sich zwei inhaltliche Schwerpunkte heraus, die als Folie und historischer Ausgangspunkt unsere Überlegungen begleiten: alte, antike Mimesistheorie und idealistische Ästhetik.
Zur antiken Mimesis-Theorie 1)
Die Bedeutung des griechischen Wortes “Mimesis” läßt sich nicht auf die ungenügende deutsche Übersetzung “Nachahmung” reduzieren. Seine ursprüngliche Verwendung fand dieses Wort nicht im Bereich der Kunst (es gab zu dieser Zeit “die Kunst” gar nicht, sondern nur die Einzeldisziplinen wie Musik, Poesie, Malerei etc.) sondern im Kult, wie er uns zum Beispiel in den dionysischen Tänzen überliefert ist. In diesem Zusammenhang würde die Übersetzung etwa “durch Tanz zur Darstellung bringen” lauten. Mit modernen Begriffen könnte man danach Mimesis als eine Tätigkeit beschreiben, die als Einheit von Darstellung und Äußerung zu verstehen ist. In einem Handbuch der Archäologie der Kunst von 1830 wird in Anknüpfung an diesen Mimesisbegriff Kunst als Darstellung und Tätigkeit definiert, “durch welche ein Innerliches äußerlich wird” (zit. nach Weidle, 1962, S.32). Im Bereich des kultischen Schauspiels tritt eine Identität von darstellendem Subjekt und dem Objekt der Mimesis ein….