WILLI BONGARDS SAMMLERPORTRÄT
4. Folge
Robert G. Scull
Bob Rauschenberg, braungebrannt, ein Whisky-Glas in der rechten Hand, geht lächelnd auf Ethel Scull zu, umarmt sie, küßt sie auf beide Wangen und wechselt einige, wenige Worte mit ihr. Dann wendet er sich Robert C. Scull zu, der wie ein Denkmal seiner selbst starr neben seiner Frau Ethel posiert. Die beiden Männer schütteln sich auffallend kräftig die Hand. Von einer Sekunde zur anderen gefriert das berühmte, jungenhaft verschmitzte Lächeln Rauschenbergs zu einem Grinsen. Er ergreift Sculls linke Schulter und schüttelt ihn – eine Spur fester als freundschaftlich. Dann platzt es aus ihm heraus, daß es alle Umstehenden hören können: ‘I’ve been working my ass off just for you to make that profit.’
Im nächsten Augenblick sieht es so aus, als ob der Künstler seinen ‘Mäzen’ verprügeln wolle. Die umstehenden Journalisten halten den Atem an. Dann löst sich der Krampf, und das gewohnte Lächeln kehrt auf Rauschenbergs Indianergesicht zurück: ‘Let’s make a deal! For these prices you buy the next ones…’ Und die beiden Roberts schütteln sich aus vor Lachen.
Es war der eigentliche Höhepunkt jener denkwürdigen Auktion zeitgenössischer Kunst bei Sotheby/Parke-Bernet in New York am Abend des 18. Oktober 1973. Die Public-Relations-Experten hatten diese Auktion von insgesamt 50 Kunstwerken aus der Sammlung des New Yorker Taxi-Tycoons Robert C. Scull als ‘the most important dispersal of post-World War II American Art in recent times’ angekündigt. Mit der Folge, daß es noch nie ein solches Gedränge um Einlaß in den Auktionsraum gab. Selbst Robert Rauschenberg hatte – von den…