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Monografie · von Peter Winter · S. 117 - 139
Monografie , 1982

Walter Stöhrer

Intrapsychischer Realist
von Peter Winter

Das so oft beschworene Altern der Avantgarde trifft für Walter Stöhrer auf vertrackte Weise nicht zu. Der 1937 in Stuttgart geborene Maler ist mit seinen Bildern auf beinahe ennervierende Art aktuell und innovativ geblieben. (Was immer das sein mag!) Nach Haftmann, der grauen Eminenz der documenta II, könnte man auch von der evokativen Kraft der Bilder sprechen. (Was auch immer das sein mag!) Ähnlich der weiter wirksamen Lebendigkeit de Koonings, Alechinskys oder Schumachers, hat seine Bildwelt den Wechsel der p.p. Zeitläufe erstaunlich gut und gesund überstanden, den Mode-Bazillus munter-resistent überlebt.

Vergleicht man den frühen Stöhrer, den Ex-Studenten der Karlsruher Grieshaber-Klasse, der mit Antes und Schanz eine neue Figuration erprobte, die aus der Unverbindlichkeit des internationalen Tachismus hinausführen sollte (das Trio wurde dafür 1959 mit dem Kunstpreis der Jugend in Baden-Baden belohnt), mit dem Stöhrer der augenblicklichen Phase, dem gestandenen fünfundvierzigjährigen Maler (übrigens: was macht Schanz, was ist aus Antes geworden?) so fällt die durchgehende Linie wohl mehr auf als die Veränderung: Stöhrer ist ein Artist der nervösen Chiffre geblieben, ein professioneller Schauspieler seines gestischen Vokabulars, das er fast schlafwandlerisch einsetzen kann, auf Abruf zur Verfügung hat: “Der Umriß muß den Inhalt vorwegnehmen. Wenn mein Figurenalphabet 150 Einheiten umfaßt, dann werfe ich schon 100 raus. Die Kontinuität bleibt.” ..

Der Fall Stöhrer ist auch eine Geschichte der Versäumnisse der Museen und Publikationsmedien hierzulande. Teilweise durch die insulare Lage Berlins bedingt, wurde der originäre Stellenwert seiner Malerei viel zu offenkundig, in vielen Übersichtsdarstellungen der Malerei der letzten zwei Jahrzehnte wird…

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