Zeitgeist-Fragen
Ein Interview mit Christos M. Joachimides
von Wolfgang Max Faust
F: Der Titel der von Ihnen, Herr Joachimides und Norman Rosenthal, organisierten Ausstellung Zeitgeist weckt die Assoziation an Goethes Faust-Zitat: “Was Ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grund der Herren eigner Geist”. Als kritische Anmerkung tauchte dieses Zitat natürlich auch sofort im Zusammenhang mit Ihrer Ausstellung in der deutschen Presse auf. Beginnen wir also mit dieser Thematik: Wie steht es mit dem Zeitgeist und der Kunst heute?
J: Dieses Goethe-Zitat ist nicht ganz falsch. Denn unsere Ausstellung hat auch, wie es im zweiten Teil des Zitats wohl heißt, sehr viel zu tun mit dem eigenen Geist, nämlich mit der Subjektivität der Ausstellungsmacher. Nur, um den guten alten Hegel in Erinnerung zu rufen, würde ich meinen, das sei eine subjektive, aber wohl kaum eine private Ausstellung. Wenn ich das erläutern darf: Ich meine, die Ausstellung ist eine subjektive Setzung, die der Erfahrung und der Verantwortung, die zwei Ausstellungsmachern – engagiert in einem bestimmten Bereich – entstammt. Dabei schließen wir die Hoffnung ein, daß vielleicht diese Setzung zugleich vom Besonderen zum Allgemeinen zu führen vermag.
F: Kann aber heute überhaupt von dem Zeitgeist gesprochen werden, ganz zu schweigen von einer einfachen Übernahme von Hegels Definition. Ist dieser Begriff mit seinem Einheitsdenken überhaupt akzeptabel angesichts einer Epoche, die Entwicklungen allenfalls durch Pluralität in Bewegung setzen kann.
J: Im Sinne der Definition von Hegel haben Sie recht. Aber von uns ist auch gar nicht beabsichtigt, eine philosophische Seminararbeit hier in Gang zu setzen, sondern vielmehr,…