WOLF SCHÖN
Dan Flavin / Otto Piene
KUNSTHALLE KÖLN, JANUAR 74
Ob das abgekartetes Spiel, gar eine konzertierte Aktion war, die beiden Licht-Rivalen Otto Piene und Dan Flavin zur gleichen Zeit in der Kölner Kunsthalle aufeinander loszulassen? Man kann sich das nicht recht vorstellen, denn erstens ist Manfred Schneckenburger ein kollegialer Kunsthallendirektor und zweitens hätte er seinen Dan Flavin nicht auf eine Weise zitiert, daß sich Wulf Herzogenrath, der Kunsthallen-Untermieter und Direktor des Kölnischen Kunstvereins nun samt seinem Otto Piene brüskiert fühlen muß.
‘Ich will’, heißt es von Dan Flavin im Dan Flavin-Katalog der Kunsthalle, ‘keine vorweggenommene Karnevalsatmosphäre, wie sie für die Ton-Licht-Bewegung-Favoriten der Kritiker und Museumsleute typisch ist.’ Und der Kunsthallendirektor fügt hinzu: ‘Das unterscheidet ihn von den meisten Lichtkünstlern, die das Licht mit Bewegung verbinden: blitzendes Gewitter auf blankem Metall…’ Kein visuelles ‘Geräusch’ störe die Lichtstrukturen. Der Rationalität des technischen Mediums entspreche der Purismus seiner Anwendung. Es sei – so wird das Lob vollgemacht – diese puristische Integrität, die Flavin als ein fast ethisches Moment in seine Ästhetik einbringt.
Wulf Herzogenrath legt sich für Otto Piene mit nicht geringerer verbaler Kraftanstrengung ins Zeug. ‘Otto Piene’, rühmt der Katalogtext, ‘ist einer der wenigen Künstler, die sich in einem fast idealistischen Sinn für eine humane und soziale Kunst engagieren.’ Die Vision von Zero hat sich verwirklicht, ‘eine Welt von Schönheit ohne Tragik zu gestalten, eine Zone Zero, die gerade auch in einer Welt voller Tragik und Grausamkeit geschaffen werden muß’.
Was hilft das alles? Blitzende Gewitter jede Menge entladen sich auf Pienes blankem Metall; visuelle…