Marlis Grüterich
Jasper Johns – ein Superkünstler und die Presse
Die Kölner Kunsthalle hatte im Februar und März die Ehre, die erste Gesamtschau von Jasper Johns’ Malerei in Europa zeigen zu dürfen.
Da ein Super Artist angekündigt wurde, hat die Fresse sich auf ihn gestürzt. Das ist eine Gelegenheit, die Praktiken der Kunstkritik in regionalen und überregionalen Blattern zu vergleichen.
Jasper Johns ist ein Superkünstler. Von dieser durch den Kunstmarkt sanktionierten Gewißheit – Höchstpreise um 500.000 Mark – gehen alle Kritiker aus und rütteln nicht daran. Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen brauchen und wollen mehr als Kunstzeitschriften die Sensation. Differenzierung ist nicht mediengerecht. Es stimmt ja auch, daß man nicht alles, was man an der Kunst wahrnehmen kann, auch verbalisieren kann. Unter diesen Umständen bleibt gerade bei Jasper Johns’ ebenso beredter wie zurückhaltende Wachsmalerei ein Rest, den man nur selber in der Ausstellung sehen kann. Das sollte man aber auch sagen oder schreiben. Das Unbeschreibbare wurde in den Johns-Kritiken umgangen, umschrieben. Man weiß es nicht so genau. Wie soll man auch einen Star kritisch würdigen? Das nimmt einem niemand ab. Lieber schreiben viele Kritiker die Kunstgeschichte ab, wie sie in den populären Büchern über Pop Art steht, als daß sie ihre eigenen Eindrücke und Vermutungen vermitteln. Man könnte meinen, manche Kritiker seien gar nicht in der Ausstellung gewesen. Überall war die Rede von den Pop-Bildmotiven, der Verehrung für Duchamp und wer die Malerei von Johns für intellektuell hielt, fand am wichtigsten die “Thematisierung der Wahrnehmung”. Das ist nun wirklich sehr gehirnlastig. Warum ist das…