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Monografie · von Hans M. Schmidt · S. 174 - 185
Monografie , 1977

Hans M. Schmidt
Jürgen Klauke

Zur Fotosequenz:
‘Alleinsein ist eine Erfahrung von immer weniger’.

Wenn es nur um Worte und den Inhalt der Story ginge, genügten zwei Sätze, die einfache und alltägliche Geschichte wiederzugehen, die-Jürgen Klaukes Fotosequenz ‘Alleinsein ist eine Erfahrung von immer weniger’ vorführt. Das visuelle Erlebnis der Sequenz kommt erst schrittweise, mit den elf Bildstationen und mit der erforderlichen /eil, zum beabsichtigten Resultat. Die erste Aufnahme der von Anfang und Ende bestimmten Folge präsentiert den ‘Ort der Handlung’: ein /immer mit einem lang ausgezogenen Tisch, auf dem nichts ist als ein Telefon. Um den Tisch sind gleichmäßig neun Stuhl«- verteilt; über der Lehne eines jeden Stuhls hängt eine Jacke. Die Szene suggeriert anonyme Erwartung, die im weiteren Verlauf gegenwärtig bleibt. In den anschließenden Aufnahmen verfolgt man den am Tisch sitzenden Künstler, jeweils in den verschiedenen Positionen der neun Stühle, von links nach rechts um den Tisch herum. Wie auf dieser ‘Reise’ der Platz gewechselt wird, so auch die Jacken. Dabei verändert sich kaum die Ausdruckshaltung des einsamen Darstellers in diesem ‘Stück für eine wie’ mehrere Personen’. Seine- In-sich-Gekehrtheit, die Isolation, Melancholie und Verzweiflung signalisiert, wird von der sechsten Szene- an durch Verdecken des Gesichts und Auflegen des Kopfes noch verstärkt. Mit dem chaotischen Zustand der Szene, den die letzte Aufnahme der Sequenz als Ausgang dieses sonst undramatisch verlaufenden, von Beckett nicht gar so fernen ‘Endspiels’ schildert, erscheint ein tragischer Schluß. Spätestens jetzt wird der doppelte Sinn des Titels verständlich.

Jürgen Klauke vergegenwärtigt mit dieser Fotosequenz, worauf auch seine anderen Arbeiten hindeuten,…


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