Kolumne
Selige Zeiten für Finanzminister
von Lothar Romain
Wir leben in Zeiten des knappen Geldes, hört man landauf landab, vor allem wenn es darum geht, Benachteiligungen zu begründen. Tatsächlich verlangt der Schwund im Steuersäckel von der Politik Entscheidungen, an denen man sich vor Jahren dank der Gießkanne hat vorbeidrücken können. An ihren Taten werdet ihr sie erkennen! Nie waren diese Worte wahrer als heute. Wo, wenn schon kürzen? Alle müssen ihren Beitrag leisten, sagen die Finanzexperten. Dann erleichtern sie einige von der Steuerlast und bitten andere dafür zur Kasse.
Die Kultur ist ein beliebtes Gebiet für Sonntagsreden. Wer, der sich für bedeutend und unentbehrlich hält, hat nicht schon einmal ein Wort zur Kultur gesagt, zur Bedeutung, zur Unentbehrlichkeit – von wegen des Menschseins und der Werte usw. Doch wenn es zum Schwur kommt, d.h., wenn es ans Bezahlen geht, dann werden hier die ersten Einsparungen geprobt. Und das auch wider bessere Einsicht oder gar Recht derjenigen, die mit ihren Werken den Kulturbetrieb in Gang halten und jene Werte schaffen, die die politische Feiertagsrhetorik so beflügeln.
Das Wort ist von den Künstlern, von den Urhebern, wie der Gesetzgeber sie in dem einschlägigen Rechtsbereich nennt. Seit Jahren steht eine Novellierung dieses Gesetzes an, weil einige Regelungen fatale Ungerechtigkeiten geschaffen haben und anderes schlicht zu regeln vergessen wurde. Zu den Ungerechtigkeiten gehört der ungenügende urheberrechtliche Schutz für die Fotografie. 25 Jahre nach seinem Entstehen, so heißt es heute, ist ein fotografisches Kunstwerk vogelfrei. Was z.B. das Künstlerehepaar Ernst und Hilla Becher vor 26 Jahren erst auf die…
