Worüber zu sprechen ist
Ein Florilegium aus Kritiken und
Rezensionen zum Zeitschnitt:
30 Deutsche
von Bernhard Passei / Wolfgang Max Faust
Geschichte wird gemacht. Geschichte wird geschrieben, in Bildern, Dokumenten, Texten festgehalten. Geschichte wird konstruiert, durch Ordnung und Erzählung sichtbar vorgeführt. Sie ist ein Prozeß, doch wahrnehmbar immer nur in Verfestigungen, Zuständen, Blickwinkeln. Geschichte ist immer interpretierte Geschichte. Objektivität einer ihrer Interpretationspunkte, der wichtigste gewiß und dennoch einer, über den zu streiten ist.
Dies gilt auch für einen Überblick über die “Deutsche Kunst, hier, heute”. Ihre Präsentation muß einen Rahmen schaffen, der sie sinnvoll und einsehbar ordnet. Deutlich ist, daß dies nicht ohne Wertung und Auswahl geht, daß letztlich – wie’s das Klischee zu Recht behauptet – jede Wahl subjektiv ist, angreifbar und zu diskutieren. Doch was bedeutet dies Subjektive? Sehen wir es positiv, so enthält es – neben der Forderung nach dem Offenlegen von Kriterien – den Anspruch, die Wahl mit der eigenen Person zu verantworten und mit individuellen Erfahrungen zu verknüpfen, die zugleich als allgemein verstanden werden.
Halte ich mich an den für dieses Kunstforum-Heft vorgeschlagenen Rahmen einer Sichtung der “Deutschen Kunst, hier, heute” unter dem Aspekt eines Generationswechsels, so stellt sich die Frage, wie dieser Wechsel vorgeführt werden kann, ohne daß das Neue – in der Verherrlichung oder Verdammung – das Bestehende überdeckt oder kappt. Zugleich aber ist zu erkennen, daß neue künstlerische Formulierungen den Blick auf die Tradition verändern und daß sie deren Bedeutung umformulieren. Was steht, unter diesem Blickwinkel, gegenwärtig zur Diskussion? Sicher dies: Die junge Generation beschäftigt sich -…