Klaus Honnef
Der Professional
Nichts enthüllt schonungsloser die radikale Einstellung des Fotografen Werner Mantz zu seinem Metier als der Satz: ,Je besser der Architekt war, desto weniger Arbeit und Schwierigkeiten hatte ich mit der Aufnahme1.” Und wem dies noch nicht eindeutig genug erscheinen mag, der läßt sich vielleicht durch den witzigen Slogan überzeugen, mit dem Mantz Ende der zwanziger Jahre in einschlägigen Zeitschriften für seine Arbeit warb: “Lassen Sie die Sonne für sich scheinen – Lassen Sie die Wolken für sich arbeiten – Sonne und Wolken machen oft mehr aus einem Bild als ich2.” Daß er aus seiner Abneigung gegen jede Form der Kunstfotografie kein Hehl macht, gegen eine Fotografie, die vorgibt, eine selbständige ästhetische Wirklichkeit zu schaffen, die im Prinzip unabhängig von der bestehenden, alltäglichen ist, überrascht dann nicht weiter3.
Mantz war stets Auftragsfotograf. Die Anstöße für seine fotografischen Arbeiten kamen von außen. Kreativ in dem Sinne, wie man es heute versteht, nämlich schöpferisch auf eigene Faust zu wirken, war er nicht. Sein Ziel war so simpel wie anspruchsvoll. Er wollte den jeweiligen Auftraggeber stets voll zufriedenstellen. Dabei zog er es vor, sich innerhalb des durch den Auftrag abgesteckten Rahmens frei bewegen zu können, und brachte, umso freier er sich zu bewegen vermochte, auch seine eindrucksvollsten fotografischen Ergebnisse hervor. Diese sind aber derart beschaffen, daß sie Alan Porter, Chefredakteur der renommierten Schweizer Fachzeitschrift “camera” als “unersetzliche Zeitdokumcnte”4 einstuft. “Mantz repräsentiert so etwas wie ein ‘missing link’ in der Geschichte der Fotografie des 20. Jahrhunderts5.”
Daß dieser…