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Editorial · S. 30 - 33
Editorial , 1977

Lieber Leser,

in dieser Ausgabe möchte ich Sie aus dem inoffiziellen ‘Rahmenprogramm’ der nächsten documenta eine Performance nacherleben lassen, die überraschenderweise schon Mitte März begonnen hatte.

Drei bisher mehr als freundliche Vermittler bekannte Akteure gerieten urplötzlich in einen rauschartigen Zustand unkontrollierbarer Aggressivität und legten vor einem hilflosen Publikum, das gerade erst angefangen hatte, sich mit dem Gesamtprogramm (abgedruckt auf S. 292 ff) zu befassen, Hand an sich – mit künstlerischen Mitteln, die dem epigonalen Absurden Theater der 60er Jahre entliehen zu sein schienen.

Was im Einzelnen hatte sich da abgespielt?

Wer waren die Akteure?

Karl Ruhrberg, ein Mann um die Fünfzig, zunächst Journalist, dann Direktor der Kunsthalle Düsseldorf, jetzt Direktor des Berliner Künstlerprogramms, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Ihm stehen noch Karrieren offen, wie zum Beispiel Direktor der ersehnten Deutschen Nationalstiftung. Deshalb leidet Karl Ruhrberg unter panischer Angst, daß es still werden könnte um ihn.

Als geschickter PR-Manager hat er seine Mittel, das zu verhindern. Eines davon ist die Institution documenta. Ihrer bedient er sich virtuos, durch ‘spektakuläre’ Aus-und Eintritte, die ‘zu einer Art von Gesinnung führen sollen’, aber auch dpa-Meldungen nach sich ziehen, womit er einem breiteren Publikum bekannt wird.

Im sogenannten Inner-Circle hat man sich im Laufe der Zeit an diese persönliche Eigenart gewöhnt (Siegmund Freud: ‘Alles verstehen, heißt alles verzeihen’) und verbindet Nachsicht mit Schmunzeln, selbst wenn er im Eifer der Erklärungen mal den zweiten Austritt aus der sechsten documenta mit dem ersten Austritt aus der fünften documenta oder den zweiten Eintritt in die kommende documenta mit dem ersten Eintritt in die letzte documenta…

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