Emil Schumacher:
»… meine Erdennähe verbindet mich mit den Sternen, nach denen ich greife«
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Emil Schumacher, ein unverbesserlicher Berserker unter den Malern, der sich auch als unorthodoxer Informeller auf schönen Abwegen bezeichnen ließe, war ein Verspäteter, nie ein Pionier. Nach halbgegenständlichen Präludien erarbeitete er sich erst in den fünfziger Jahren seinen Weg zur Abstraktion, die damals alles andere in den Schatten stellte. Den unerläßlichen Vorbildern seiner Zeit, nämlich Wols, Fautrier, Tàpies oder später auch Franz Kline eiferte er nicht blindlings nach, sondern er fand in dem, wie sich Malerei manifestierte, seinen eigenen Ansatz, weder hektisch noch überstürzt, auch nicht in dem Willen, aufzuholen, mitzuhalten oder sich anzugleichen. Paradox an der Situation war, daß Schumacher auf den Zug einer sich beschleunigenden Kunst wie ein Verlangsamer derselben sprang. Bis heute verarbeitet er Malerei zum Relief und zur Plastik, hebt sie auf eine sinnliche Stufe, die einzigartig ist. In den sechziger Jahren fertigt er “Tastobjekte” an, benutzt Draht, bricht die Leinwand auf und zerreißt sie. Er verbiegt Metallfolien, zerknetet und modelliert Papiermassen, zerschlägt Holz und schmelzt ganze Teerbrocken ein und befestigt sie als Klumpen im Bild. Er fordert bei allem, was er tut, den Widerstand verwendeter Fundmaterialien heraus, reibt sich an diesen, bis er das Gefühl hat, aus dem Teufelskreis der Gefälligkeit ausgeschert zu sein. Kaum ein stoffliches Relikt existiert, das für ihn nicht bildwürdig wäre. So vermengt er Stroh, Blei, Steine, Nägel, Stricke, Kordeln, Sand, eingetrocknete Lackdosendeckel, Eierkartons, Maschendraht, dürre Gräser mit Farben, die für ihn der Grundstoff malerischer…