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Essay · von Georg Jappe · S. 78 - 80
Essay , 1974

GEORG JAPPE
Ohne Mafia geht es nicht.

Natürlich ist eine Europäische Kunsthändler-Vereinigung wie jeder Verband ‘ne Mafia – aber es gibt heute keinen Berufszweig, der sich nicht organisieren muß’ (Hans Mayer).

Einerseits: ‘Sieben Ausstellungsleiter treffen sich da heute abend, damit es überhaupt mal weitergeht. Ohne Mafia geht es nicht’ (Klaus Honnef). ‘Wir müssen uns zusammensetzen und das ausarbeiten, ‘ne Mafia machen, ‘ne richtige, genau wie die’ Joseph Beuys). ‘Ohne einen handlungsfähigen Vorstand bleibt der Kunstkritiker-Verband ein Altherrenclub’ (Horst Richter). ‘Wir brauchen Leute in Berlin, die was tun’ (Walter Hellerer). ‘Künstlermafia – das ist eine Sympathiegemeinschaft. Die Programme der Galerien, die haben immer Künstler gemacht, periodenweise’ (Günter Uecker).

Andererseits: ‘Im Künstlerbund mußt du ‘ne Lobby haben, sonst wirst du da nichts’ (ein Mitglied, das es wissen muß). ‘Der BBK ist bei allen wichtigen, die bildende Kunst betreffenden Fragen zu hören’ (Gesetzesentwurf des BBK Rheinland-Pfalz). ‘Der Kölner Kunstmarkt ist eine Mafia’ (Michael Siebrasse). ‘In Westberlin bestimmen höchstens sechs Personen, ob die großen Subventionstheater – zwanzig Millionen DM Subventionen, so daß die privaten keine Chance mehr haben – den zweieinhalb Millionen Berlinern einen Autor vorzeigen oder unterschlagen… der Autor, von allen er allein, hat nicht mitzureden – jedenfalls nicht bei der einen existentiellen Entscheidung: ob man seiner Arbeit eine Chance gibt’ (Rolf Hochhuth); ein paar hundert Lektoren, Redakteure und Dramaturgen hätten hierzulande die Macht zu entscheiden, was Literatur sei.

Wir haben es also mit zwei Phänomenen, genauer besehen mit dreien gleichen Namens zu tun. Das erste ist die wirtschaftlich nicht umkehrbare Tatsache, daß es mehr Künstler gibt…


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