Thomas Wulffen
Robert Morris
»Retrospektive«
Deichtorhallen, Hamburg, 10.3. – 7.5.1995
Es gibt Figuren der jüngeren Kunstgeschichte, die immer im Schatten stehen bleiben. Diese Bemerkung mag in bezug auf Robert Morris überzogen klingen, nichtsdestotrotz zeigt die Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen das Werk von Robert Morris in seiner ganzen Vielfalt, die bis dato geltende einfache Zuordnungen in Frage stellt.
Die Retrospektive, eine erweiterte Übernahme aus dem Guggenheim-Museum, New York, belegte zweierlei: Zum einen die Bedeutung von Robert Morris für die zeitgenössische Kunst, zum anderen die Pluralität eines Ouvres, das dergleichen Bewertungen nicht erleichtert. Robert Morris wird den Minimalisten zugerechnet, eine Schublade, die die durchaus unterschiedlichen Ansätze in einen Topf wirft. Eine kritische Einschätzung des Werkes, die durch diese erste große Präsentation des Amerikaners in Deutschland ermöglicht wird, müsste deshalb zweigleisig verfahren: einerseits die Pluralität der verschiedenen Ansätze darstellen, um in ihnen andererseits das gemeinsame Moment zu entdecken.
Die ersten Arbeiten aus den sechziger Jahren sind materielle Übersetzungen von Körpererfahrungen wie in dem “Self-Portrait (EEG)” von 1963 und der “I-Box” von 1962. Ausgehend von diesen “Übersetzungen”, die sich wesentlich auch über die Sprache selbst realisierten, entwickelt er jene Arbeiten, die die Schwerkraft des eigenen Körpers sozusagen externalisiert und einerseits auf minimale, einfache Formen reduziert, und andererseits in den Filzskulpturen die Bewegung der Materie sich selbst überlässt. Die “Mirrored Cubes” (1965) zum Beispiel lassen diese Verbindung von Körper und Geist deutlich werden. Insofern konnte wohl kein besserer Titel für die Ausstellung gefunden werden als “The Mind/Body Problem”. Darüber hinaus liess die Ausstellung deutlich werden, daß das Werk…