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Titel: Kunst im sozialen Kontext · von Michael Schwarz · S. 14 - 34
Titel: Kunst im sozialen Kontext , 1980

Michael Schwarz
Über den Realismus politischer Konzeptkunst

Für eine Ausstellung, die eine ausgewählte Bestandsaufnahme der heute bestehenden politischen Konzeptkunst versucht, gibt es viele Gründe. Ich hatte vor allem drei. Zum einen sehe ich: die Generation der älteren Konzeptkunst-Künstler bekommt Konkurrenz. Hans Haacke ist 1936 geboren, Walter Grasskamp hingegen erst 1950. Diese neue Generation ist (jedenfalls in dem hier behandelten Bereich) gut informiert und selbstbewußt. Sie setzt den Erfahrungen, Konzepten und formalen Mitteln der Älteren etwas entgegen, was oft zwar weniger stringent, dafür aber auf eine andere Weise sinnfällig ist. Schon lassen sich erste Reaktionen der Altern auf die Herausforderung im eigenen Lager ausmachen.

Zweitens scheint es mir wichtig, für den Bereich einer im weitesten Sinne politischen Kunst einmal die Möglichkeiten und Grenzen von Werken herauszuarbeiten, die weder Grafik, Malerei oder Plastik sind, sondern bevorzugt mit den Medien Foto und Text operieren und damit auch auskommen. In diesem Punkt ist diese Zusammenfassung ein Versuch gegen das Vorurteil, politisch sei die Kunst vor allem dann, wenn sie fortschrittliche Inhalte realistisch darstelle und für diese Bilder direkte Formen der Vermittlung finde (wobei das letztere ja wohl kaum eine Forderung an realistisch arbeitende Künstler sein kann). Da jedoch Realismus bekanntlich kein Stil, sondern eine Methode ist und realistische Kunst deshalb auch nicht an eine bestimmte Gattung gebunden sein kann, möchte ich die Kriterien realistischer Kunst einmal auf die Arbeiten der hier zusammengestellten Künstler anwenden. Schließlich finde ich den Zeitpunkt für eine Ausstellung über politische Konzeptkunst gut gewählt, denn 10 Jahre sind eine Spanne, die einen kritischen…


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