Walter Grasskamp
Der Künstler als Kritiker
Ein Gespräch mit Dieter Hacker über die dummen Bilder.
Grasskamp: Ich habe das Interview gelesen, das Du 1973 mit Wolf Vostell gemacht hast und sehe einen wichtigen Unterschied zu den Dummen Bildern: Du hast mit Vostell einen Dialog geführt, ihn zwar in die Zange genommen und dazu verführt, sich in seinen eigenen Widersprüchen zu verfangen, gleichzeitig aber die Möglichkeit zur Reaktion gegeben. Die Dummen Bilder aber sind monologisch, Du stellst sie an verschiedenen Orten aus und hast für eine Reaktion, für eine Gegenwehr der kritisierten Künstler keinen Platz vorgesehen. Damit machst Du es Dir noch einfacher als ein Zeitungskritiker, der mit Leserbriefen, Gegendarstellungen usw. rechnen muß und bei einer engagierten Kritik daher einiges aufs Spiel setzt. Weil Du Dir einen Platzvorteil verschaffst, finde ich die Dummen Bilder unfair.
Hacker: Der Ansatz damals war ein ganz anderer als heute: Mit Vostell wollte ich eben ein Interview machen, also etwas Literarisches, mittlerweile meine ich aber, daß man Kritik an der Kunst nicht außerhalb reflektieren soll, sondern im Kunstwerk selbst, in einer Ausstellung. Da Ausstellungen die Kunstform sind, in der ich arbeite, habe ich Dumme Bilder als monologische Ausstellung gemacht, aber mit der Veröffentlichung kommt natürlich schon eine Auseinandersetzung in Gang, die ich auch erwarte und beabsichtige.
G.: Das finde ich auch interessant an dem Projekt, ich halte die Dummen Bilder für eine wichtige Arbeit, aber ich frage mich, ob sie auch gelungen ist. Wichtig, weil sie den ganzen Klatsch und das traditionelle Gemecker über die Kollegen eben aus dem privaten…