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Essay · von Gerhard Hoehme · S. 112 - 119
Essay , 1983

Die Isolation ist Dein Äug’ und Dein Schatten

Ein Künstler über den Künstler

von Gerhard Hoehme

Die Ausbildung

Aus den Anerkennungen, die Deinem sichtbar werdenden Talent entgegenkommen, wächst Dein Wunsch, das Künstlerische weiterbilden zu lassen.

Dann aber ist es nicht Ausdruck des Unverständnisses Deinem Talent gegenüber, wenn bei Eltern und Umwelt Ablehnung sichtbar werden – sondern es sind Unwissenheit und Zweifel an der gesellschaftlich benötigten und gesicherten Existenz des Künstlers.

Aber auch Du selbst hast vom Beruf des Künstlers nur undeutliche Vorstellungen, so etwa von individueller Freiheit / von Selbstverwirklichung / kein Leistungsdruck / keine strenge Ausbildung / Vergnügen am Malen oder Modellieren.

Etwas Hobbyhaftes begleitet diese Wunschvorstellungen – denn im stillen verbindest Du sie immer noch mit anderen absichernden Berufszielen (Lehrer / Designer). Die Kunsterzieher in der Schule reden mehr von der Kommunikation als von der Produktion (Kreativität). So bleiben denn Neigung (Talent) und die Unsicherheit (ob das Talent überhaupt ausreicht) das Gepäck beim Eintritt in eine Kunsthochschule. Die Hochschule ist ein Topf mit alten Etiketten (Malerei / Graphik / Plastik / Kunstgeschichte) und mit individuellen, selbstgebrauten Essenzen darinnen. Das einzige Berufsbild, welches sie in Form von ausgearbeiteten Studiengängen, von Examen und von der späteren Laufbahn klar vermittelt, ist das des Kunsterziehers. Daher ist es das hauptsächlichste Studienziel.

Eigentlich willst Du Künstler werden und weißt, daß dies nichts mit Examen zu tun hat – doch die erkennbaren Regeln und etwas Greifbares, Wissenschaftliches, von der Gesellschaft Benötigtes machen Dich schwach und lassen Dich zum Berufsbild des Kunsterziehers, Designers, Graphikers greifen.

Über Kunst etwas vorgelesen zu bekommen, macht scheinbar sicherer,…

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