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Essay · von Hans-Jürgen Müller · S. 68 - 87
Essay , 1975

Hans-Jürgen Müller
Die verspielten Möglichkeiten

In diesem Bericht wird versucht, die Gründe aufzudecken, die dazu geführt haben, daß die mit der Etablierung von Köln als deutsche Kunstmetropole verbundenen Hoffnungen weitgehend unerfüllt geblieben sind. In diesem Zusammenhang wird es sich nicht vermeiden lassen, auch auf scheinbar nebensächliche Dinge hinzuweisen. Daß die Gedanken des ehemaligen Galeristen nicht ohne Widerspruch bleiben, erhofft sich der Autor im Interesse der Sache.

I.
GALERIEN IN DEUTSCHLAND

ihre Künstler – ihre Kunden

Maler und Bildhauer sind seit dem Impressionismus nicht mehr ausschließlich an Staats- oder Kirchenaufträge gebunden. Als freischaffende Künstler würden sie aber, ähnlich selbständigen Unternehmern, die ja nicht nur produzieren, sondern für ihre Ware auch Verständnis und Absatz finden müssen, den Strapazen dieser Selbständigkeit erliegen, gäbe es keine Galerien.

Der progressive Galerist, im Unterschied zum Kunsthändler, fühlt sich dem ästhetischen Abenteuer und der geistigen Verantwortung ‘seiner Künstler’ verbunden, als Mitstreiter; seine Aufgabe erblickt er folglich in erster Linie darin, das vom Künstler Geschaffene zu fördern. Er bildet das notwendige Bindeglied zu einer skeptisch bis ablehnend reagierenden Öffentlichkeit.

Im Nachkriegsdeutschland wurde das Bemühen, wieder Anschluß an die internationale Kunstentwicklung zu finden, erschwert durch die Zersplitterung des Landes, das ökonomische Chaos, den Verlust an geistiger Substanz und die großen Informationslücken. Die Leistungen der ersten Nachkriegskünstler können deshalb nicht hoch genug bewertet werden, ebenso wenig wie die Courage, gleich nach dem Krieg eine moderne Galerie zu etablieren. Ob Günther Franke in München, ‘Der Spiegel’ in Köln, die Zimmergalerie Franck in Frankfurt, oder Rolf Jährling in Wuppertal; sie alle bereiteten das Feld vor für die entscheidenden…


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von Hans-Jürgen Müller

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