Klaus Staeck
Kunst und Öffentlichkeit
Für mich ist das hier ein kleines persönliches Experiment. Ich habe die ganze Zeit überlegt. Noch nie habe ich Sonntag Vormittag irgendwo gesprochen. Das hängt damit zusammen, daß ich einen etwas niedrigen Blutdruck habe und da läuft man immer erst so gegen Abend warm. Deshalb lege ich die Termine so. Aber da das eine öffentliche Veranstaltung ist, die aufgrund der Mittelvergabe notwendig war – wie mir gesagt wurde – muß man die Sonntagsvormittag-Termine auch in Kauf nehmen. Als Kind wurde ich Sonntags immer früh in die Kirche gejagt. Aber man braucht da ja nichts zu sagen, man ist nur Konsument.
Die Kultur wird nicht vom Kultusministerium gemacht, das ist ja eigentlich ein frommer Wunsch. Denn so wie die Künstler strukturiert sind, werden sie ja nur auf den gegenseitigen Konkurrenzkampf programmiert, werden von der Gesellschaft geradezu auf Isolation trainiert. Und deshalb bleibt natürlich über kurz oder lang nichts weiter übrig, als daß die Kunst verwaltet wird, das wissen wir alle: meist schlecht. Und meine Berührungspunkte waren deshalb fast immer nur die eines Kontrahenten der Bürokratie, der Kultusbürokratie.
Wegen der Besonderheit meiner Arbeit bin ich natürlich auf eine große Öffentlichkeit angewiesen, sie ist auf Öffentlichkeit angelegt und da hat man dann so seine Schwierigkeiten. Weil ich öffentliche Räume brauche, habe ich es immer auch mit Bürokraten zu tun. Da merkt man dann sehr schnell, daß viele, die für die Öffentlichkeit zuständig sind, die dafür bezahlt werden, daß sie Kunst, Kultur unter die Leute bringen, eigentlich gar nicht so ein großes…